Jun 212013
 

Rumänien_IMG_4053Ich hatte schon öfter von den Seen in der Umgebung gehört und wollte unbedingt eines diese Gewässer besuchen. Manfred schlug uns den Buhui vor und da wir uns sowieso nicht auskannten, waren wir sofort einverstanden.

Für die Fahrt mussten wir unser Gefährt wechseln und so lud uns Titus in seinen Geländewagen, einen Puch der uns sehr an einen Mercedes erinnerte und anscheinend aus Armeebeständen stammte. Unterwegs kamen wir an einer Bergkuppe vorbei, auf deren Gipfel mehrere riesige Wohnblöcke dem Zerfall preisgegeben sind. Hierher sollten einmal die Bewohner von Steierdorf und Anina ausgesiedelt werden, als die damalige Regierung plante, den Ölschiefer aus den Bergen zur Stromgewinnung zu verbrennen. Dieses Kraftwerk hätte soviel Abgase erzeugt, dass das eigentliche Steierdorf unbewohnbar geworden wäre. Für die Ölschiefer-Verbrennung wurde ein Teil Steierdorfs komplett abgerissen. Funktioniert hat das Kraftwerk nicht, aber die Neubausiedlung auf dem Berg war schon fast fertig gebaut. Dass man später bemerkte, dass es an diesem Ort kein Wasser gibt ist nur eine kleine Randnotiz dieses Projektes, das ein Musterbeispiel an Fehlplanung des damaligen Ceausescuregimes darstellt.
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Die „Straße“ über die wir fuhren beanspruchte die Geländegängigkeit unseres Fahrzeugs voll – bei uns würde man so etwas wohl als Klettersteig bezeichnen, trotzdem begegneten uns immer wieder Mopeds, Roller und auch ganz normale Autos (deren Besitzer aber gerade verzweifelt seine Hinterachse besah). Der Weg führte durch gebirgigen Hochwald, entlang des Buhui-Flusses durch riesige Buchenwälder mit teilweise gewaltigen Stämmen. In langsamer Fahrt geht es vorbei an der Buhui-Höhle, die uns durchaus auch interessieren würde, wenn wir nur mehr Zeit hätten. Als wir vorbeifahren, entsteigen der Höhle gerade einige Personen mit Höhlenausrüstung. Durch diese Höhle gelangt Wasser aus dem Fluss über einen unterirdischen Kanal in einen riesigen unterirdischen See, der Anina mit Wasser versorgt. Diese Höhle ist nur eine, der zahlreichen Höhlen im gesamten Semenic-Gebirge. Kurzzeitig sind auch Gleise der alten verlassenen Schmalspurbahn zu sehen, mit der in früheren Zeiten das Holz aus dem Wald befördert wird. Manfred erzählt von alten Stahlbrücken, überwucherten Gleisen und verlassenen Tunnels und wir ahnen, dass die 2 Tage bei weitem nicht ausreichen um auch nur einen Teil dieser Gegend kennen zu lernen.
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Endlich erreichen wir den Lacul Buhui mit seinem überraschend modernen Landhaus, das auch für Gruppen vermietet wird. An diesem Wochenende findet dort anscheinend eine Geburtstagsparty statt und so herrscht reger Verkehr am See. Der Buhui-Stausee ist einer der ältesten Stauseen in Rumänien und wurde – wie könnte es anders sein – aufgestaut um für die Bergwerke das dringend benötigte Wasser zu speichern.


Rumänien_IMG_4057.Rumänien_IMG_4068.Rumänien_IMG_4088

Fast könnte man meinen in Kanada zu sein und der Anblick im Herbst muss sich wahrscheinlich noch umwerfender als der Indian Summer darstellen. Wir wandern über die Staumauer, freuen uns über die Natur und genießen den Ausblick. Schade, dass es noch zu kalt zum Schwimmen ist.
Rumänien_IMG_4062-2Auch hier fehlen die allgegenwärtigen streunenden Hunde nicht, zwar sind sie uns gegenüber recht friedlich, aber im Gebüsch sehe ich weitere Streuner, die mich fatal an Rottweiler erinnern. Ob die wohl auch noch so friedlich wären, wenn sie einem einsamen Wanderer begegnen? Ich beschliesse für mich, dass ich das nicht austesten möchte.
Auf dem Rückweg machen wir noch an einem Forsthaus halt, in welchem früher noch die Bergmänner rauschende Feste feierten, wie uns Manfred erzählte. Dann wurde das Gelände an einen reichen Industriellen verkauft, ein Tatbestand, der die Einheimischen sichtlich verärgert.
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Nach diesem Marathon-Tag sinken wir abends schlagmüde auf unser Matratzenlager. Die Heimfahrt liegt vor uns und nach der endlosen Anreise haben wir ziemlichen Respekt vor der Strecke.

Am Sonntag geht es dann heimwärts. Gut dass wir uns bei der Fahrerei abwechseln können. Die Strecke durch den Wald nach Oravita ist erstaunlich gut ausgebaut und aufgrund der frühen Stunde wenig befahren. Erst als wir die Ebene erreichen, trifft uns wieder die volle Härte des rumänischen Verkehrsnetzes. Nach 300Kilometern erreichen wir die Grenze nach Ungarn und fühlen uns, als wir bei Szeged die neu erbaute Autobahn erreichen, schon fast wie zu Hause. Nach 2 sonnigen Tagen in den Karpaten holt uns bei Wien der Regen ein. Wir blicken durch die wedelnden Scheibenwischer auf die nasse Straße und sind uns einig: Wir kommen wieder!
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