Sonntag nachmittags, ich bin im Garten und versorge meine durstigen Pflanzen, da tönen mit einem Mal fremdartige Klänge an mein Ohr. Rhytmische Trommeln und der etwas quäkende Klang einer türkischen Schalmei, der Zurna. Wo kommt das her, mitten im bayrischen Schwaben? Ach ja, wir hatten vorher, auf der Rückkehr von einem Flohmarkt festlich geschmückte Autos und Menschen gesehen, vermutlich eine Hochzeit.
Ich hole meine Kamera und wir laufen los um die folkloristische Überraschung in unserer Nachbarschaft zu suchen. Schon bald stoßen wir auf eine fröhliche Menschenansammlung, geschmückt mit türkischen Fahnen. Überall fröhliche Gesichter und wir warten mit einigen anderen Zaungästen, auf das Erscheinen des Brautpaares.
Doch leider findet sich auch ein anderer Zaungast ein. Ein alter Herr erscheint mit seinem Fahrrad um sich sogleich lautstark bei uns zu erkundigen, was das denn für ein Lärm sei. „Die haben doch einen Vogel, am Sonntag so einen Lärm zu machen, und die Frauen – wie die rumlaufen…“ Offenbar erwartet er von uns Zustimmung, aber wir antworten ihm „bei uns wird auch an Sonntagen geheiratet und die türkischen Frauen in ihren bunten Festtagskleidern sehen doch echt hübsch aus.“ Vorgeblich wegen der besseren Sicht rücken wir von ihm ab, wir wollen nicht mit so einem Griesgram in Verbindung gebracht werden. Außerdem wohnen wir praktisch im Schatten einer Kirche, wir sind an Lärm an Sonntagen gewöhnt, da bedeutet der fröhliche Folkloretanz mit Davul und Zurna eine willkommene Abwechslung.
Nachdem die Gäste getanzt, der Bräutigam die Braut abgeholt hat begibt sich die fröhliche Hochzeitsgesellschaft zu den Autos um im Corso aufzubrechen. Der Griesgram versucht noch einmal anzukommen und will wissen ob wir jetzt auch alle Kopftücher tragen sollen. Ich antworte ihm fröhlich, das wäre keine schlechte Idee, so manch einem verbrennt die Sonne sonst das Hirn und meine Oma hat auch öfter mal Kopftuch getragen. Dann flüchten wir schnell um dem vorbeifahrenden Brautpaar auf noch zu winken und ihnen Glück und einen schönen Tag zu wünschen.
Der Corso biegt unter lautem Hupkonzert ab und wir ziehen wieder heimwärts, etwas verzaubert von den fremdartigen Klängen.
Zurück bleibt ein kopfschüttelnder alter Mann auf einem Fahrrad, der vermutlich gerade seinen alten Zeiten vor 1945 nachtrauert…