Lange geplant, gerätselt und im Forum besprochen ging ich heute daran meine zweite OHP-Seife zu sieden.
Eigentlich gefällt mir ja der kaltgerührte Prozess besser, aber die Lavendelseifen waren so schnell weg, dass ich einfach „Nachschub“ am Waschbecken brauchte…
Bei der Gelegenheit kam dann auch gleich die neue Seifenform zum Einsatz.
Ich belegte also heute nachmittags die Küche, mit ehelichem Segen, um die nächste Seifenkreation zu erschaffen.
Nach meinen ersten Versuchen wollte ich nun auch einmal mit Farben und viel Düften arbeiten.
Mein heutiges Rezept – mit Unterstützung von lovelylizard aus dem Natuseifenforum:
640g Reiskeimöl
480g Fettstange (würde dann 24% Palmöl und 6% Rapsöl entsprechen)
80g Kakaobutter
80g Aprikosenkernöl
48g Rizinusöl
32g Babassu
207g NaoH (für ca. 10% überfettung)
536g Ringelblumentee
2 TL Zucker
30g PÖ Kirschtraum (1,8%)
Backaroma Butter-Vanille
3 Messerspitzen öllösliche Farbpigmente rot
Das Abwiegen und Schmelzen der Fette war schon Routineprogramm, beim Anrühren der Lauge jedoch geschah das erste Missgeschick: Unter dem Messpecher, den ich zum Anrühren benutzte fand sich mit einem Mal eine Pfütze! Panik! War der Becher bei den hohen Temperaturen – 85Grad C zeigte das Thermometer – kaputtgegangen? Schnell die Lauge in einen anderen Behälter umgefüllt, die Pfütze mit Küchenpapier aufgenommen, Essig über die Stelle und dann den neuen Laugenbehälter in eine der bereitstehenden Schüsseln gestellt und mit eiskaltem Wasser heruntergekühlt. Dabei natürlich das Rühren nicht vergessen! Danach das zweite Missgeschick: Mein tolles digitales Thermomether fiel komplett in die Lauge und gab prompt seinen Geist auf. Also schnell abgewaschen, wieder Essig drüber, alles nochmals gewaschen, Batterie raus – alles getrocknet und Batterie wieder rein – nichts! Merke:
Lauge + Elektronik = nicht gut!
Ich habe das Thermomether dann schnell in ein Säckchen mit Reis gesteckt – bei einem versehentlich mitgewaschenen IPod hat das mal funktioniert. Ich werde morgen sehen, ob’s geklappt hat.
Weiter, wieder zurück zur Seife, nun halt mit Schätztemperaturen.
Beim Öl war „handwarm“ natürlich gut mit Finger reinstecken zu testen, aber die Lauge??? Da wollte ich nur höchst ungern die Finger reinstecken, denn ich brauche meine Finger noch. Die habe ich schliesslich nicht jahrelang vor der Kreissäge geschützt, (naja, fast…) um sie dann in der Küche zu verlieren!
Ich habe mich also auf die Temperatur des Messbechers verlassen.
Schliesslich kam der „große“ Moment und die Lauge kam zum Fett. Ich finde das immer wieder herrlich, wenn die Masse sich färbt und die Konsistenz von Vanillepudding annimmt. Diesmal stimmte sogar die Farbe und ich konnte mich nur schwer beherrschen, mal ein klitzekleines Löffelchen zu probieren…
Da ich eine OHP-Seife haben wollte, kam der Topf nach dem Zeichnen der Seife dann in den, auf 110 Grad vorgeheizten Backofen. Die Zeit stellte ich vorerst auf 30 Minuten ein. Natürlich konnte ich mich nicht beherrschen und habe vorher schon nachgesehen. Auweia! Nach ca. 15 Minuten war die Masse fest wie Butter und mein erster Hilferuf hallte durch das Seifenforum. Ich sah mich im Gesite schon ungefärbte, unbeduftete Seife in Kochtopfform aufschneiden. Da ich eh nichts machen konnte, saß ich nervös meine Daumen knetend vor dem Backofen. Tatsächlich – die Seife begann zu gelen. Die Farbe änderte sich, die Masse begann leicht glasig zu werden und auch die Einstichstelle vom Rührlöffel begann sich wieder zu verändern. „Heureka“ Ich wagte es, zu rühren und tatsächlich war der Seifenleim zwar nicht flüssig, aber doch gut durchzurühren.
Nach 45 Minuten begann ich mich zu fragen, woran ich denn Merken sollte, dass es genug wäre. Also nochmals im Buch Naturseifennachgesehen: „Die Konsistenz von Vaseline“ stand da. Wenn mich meine Erinnerung nicht trog, begann meine Seife nach ca. 50 Minuten durchgehend dieses Aussehen zu zeigen. Nach 1 Stunde holte ich die Seife aus dem Backofen und füllte nach kurzer Abkühlphase schon mal einen Bodensatz in meine neue Form, da ich endlich auch einmal zweifarbige Seifen haben wollte. Da mich die Farbe so an Vanillepudding erinnert hatte, rührte ich hier spontan ein Fläschen Backaroma Vanille mit ein. Vanille-Kirsch, das stellte ich mir klasse vor!
Die restliche Masse wurde noch einige Minuten lange gerührt um die Temperatur zu senken, dann kamen das PÖ und die Farbpigmente dazu.
Oweh! Das Rot wollte gar nicht so aussehen, wie ich mir das vorgestellt hatte! Ein schrilles Pink war entstanden und lies sich auch nicht durch schnelles Nachkippen weiterem Pigments verändern. Ich gab nach der ersten Nachbesserung auf, denn schliesslich soll eine Seife ja in erster linie säubern und nicht die Hände rot färben.
Nun ruht sie also in Ihrer neuen Form, eingewickelt in alte Handtücher auf der Heizung. Leider wurde die Oberfläche nicht mehr glatt, da werde ich schneiden müssen. Morgen werden wir sehen, wie dei neue Form und das Rezept sich bewähren. Das erste Probewaschen mit den Resten aus dem Topf macht jedenfalls Hoffnung. Der Schaum ist angenehm, die Farbe jedoch gewöhnungsbedürftig und die Meinungen über den Duft gehen von „WC-Duftstein“ bis „Hubba-Bubba-Kaugummi“.