Schon lange hat mich der Vorgang des Seifensiedens fasziniert. Immer häufiger sieht man auf Handwerkermärkten Seifenkreationen, die schon fast an Konfekt erinnern und die Neugier wächst mit jedem der wohlriechenden Stücke.
Immerhin macht Seife auch Düfte und Gerüche haltbar, gehört also zur Vorratshaltung und liegt damit direkt im Fokus eines Eichhörnchens.
Aufmerksam wurde ich eigentlich durch ein Science-Fiktion Buch aus meiner Lieblings-Serie Perry Rhodan: Atlan-Zeitabenteuer Bd.1, An der Wiege der Menschheit In diesem Buch kommt eine Stelle vor, an der der Held der Geschichte Seife aus Asche und Fett herstellt. Ich habe dieses Buch vor sehr langer Zeit gelesen, aber seither abgespeichert, dass die Herstellung von Seife wohl eine bedeutende Entwicklung in der Zivilisation darstellt.
Letztes Jahr, beim Entsorgen der Öl-Reste vom Sylvester-Fondue kam mir wieder die Idee, dass sich diese Masse doch sicher auch in Seife verwandeln lassen sollte. Seither hat mich das Thema nicht mehr losgelassen, es dauerte aber nochmals ein ganzes Jahr, bis ich vorgestern über die Webseite der Seifensiederin Claudia Kasper gestoßen bin. Nach ausgiebiger Lektüre sagte mir die Seite sosehr zu, dass ich mir das Buch Naturseife, das reine Vergnügen: Die Herstellung feiner Pflanzenseifen in der eigenen Küche besorgte und mir mein erstes Seifenrezept aussuchte. Mein Erstlingsrezept steht auf Seite 130 und sollte eine einfache Pflanzenseife werden. Die Zutaten, so hies es wären überall leicht zu bekommen und so zog ich los auf EInkaufstour. Beladen mit Schüsseln, Töpfen, einem eigenen Pürierstab, Schutzkleidung und allen Gerätschaften kehrte ich heim, jedoch die Hauptsache, die Zutaten hatte ich nicht gefunden.
Hier meine Geräteliste, bei der ich der Empfehlung von Claudia Kasper folgte:
1 Schutzbrille
2 Paar Gummihandschuhe
1 Edelstahltopf
1 Plastikmessbecher zum Anrühren der Lauge
1 Küchenthermometer
5 Plastikschüsseln in unterschiedlichen Größen
2 Plastikkochlöffel
2 Gummispatel
1 Arbeitsmantel (leider zu klein, meine Größe war nicht zu finden)
Rapsöl und Margarine war zwar im Haus, doch wollte es mir einfach nicht gelingen, Kokosöl und Natriumhydroxid zu bekommen. Was tun? Bestellen wollte ich nicht, schliesslich wollte ich sofort anfangen. Nach ratlosen Suchen im Internet, fand ich die Lösung beim gründlichen Lesen der Beschreibung. Kokosöl ist bei Zimmertemperatur fest und nichts anderes als das altbekannte Palmin!
Damit fehlte nur noch die Natronlauge. Die Suche in sämtlichen Drogerien war erfolglos. In der ersten Apotheke wusste die Verkäuferin zwar die Bezeichnung NaoH, erklärte mir aber, dass soetwas nicht zum Sortiment gehöre. In der nächsten Apotheke bekam ich die Telefonnummer eines Chemikaliengroßhandels und nebenbei ein Rezept für Sprengstoff aus Wasserstoffperoxid, Nagellackentferner und WC-Reiniger (!!?) aber ebenfalls kein Ätznatron. Erst am nächsten Tag war die Suche erfolgreich und die dritte Apotheke sagte mir zu, das Gewünschte bestellen zu können.
Bei soviel Mühe bekam ich immer mehr Lust, das einfache Rezept etwas abzuwandeln und so entstand daraus nun meine Quitten-Joghurt-Seife. Gefrorene Quitten hatte ich noch in der Truhe und als besonderen Effekt sollten noch meine kostbaren, handverlesenen Quittenkerne gemahlen mit zum Einsatz kommen. Deren Hautfreundliche Wirkung sollte eigentlich sehr gut zu einer Pflegeseife harmonieren.
Mein Rezept sah also nun so aus:
200g Palmin
400g Margarine
300g Rapsöl
122g Naoh (7%Rückfettung)
200g dest. Wasser in dem das NaoH aufgelöst wurde
100g Quittenmus
50g Joghurt
Ziemlich aufgeregt bereitete ich dann heute abend den Arbeitsplatz vor. Mehrfach war auf die Gefährlichkeit der Lauge hingewiesen worden und ich wollte bei der Sache auf keinen Fall auch nur ein Auge riskieren.
Das Anrühren der Lauge war jedoch relativ unspektakulär, hat nicht mal arg gestunken, was wohl an der kleinen Menge liegen wird.
Dann der spannende Augenblick der Verseifung. Die Lauge kam zum Öl und wurde mit dem Pürierstab gequirlt.
Tatsächlich trat der Effekt ein. Die Flüssigkeit nahm die Konsistenz von Pudding an und das Mus sollte schnellstens zugegeben werden. Bald schon fing die Masse zu „zeichnen“ an – ein Hinweis, dass es an der Zeit wäre, die Formen zu füllen. Dabei nun der erste Fehlgriff: Was tun, wenn die Masse nicht ausreicht die Formen wie vorgesehen zu füllen?
Zum Glück war die Masse bereits so fest, dass ich sie mit dem Gummispatel zusammenschieben konnte. In der Hoffnung, dass mir das nicht wieder zerfliesst deckte ich die Formen im Keller dann mit alten Handtüchern ab. Nun heisst es geduldig sein. 24 Stunden muss die Seife härten, bevor sie geschnitten werden kann. Morgen werde ich erfahren, ob das Experiment endgültig gelungen ist.