Sep 052013
 

Vor einiger Zeit habe ich in einem Forum Aufnahmen gesehen, die mich faszinierten. Zeitrafferaufnahmen, wie man sie von einigen Natursendungen kennt, jedoch in einer atemberaubenden Perfektion und Brillianz. Als alter Super8-Filmer hatte ich mir bisher nie größere Gedanken darüber gemacht; An meiner Kamera hatte ich einen Schalter, der den Film bis auf 3Bilder / Sekunde bremste und fertig war der Zeitraffer.
Heutzutage wird so etwas jedoch sehr viel anders hergestellt. Digitale Kameras und digitale Nachbearbeitung machen Effekte möglich, die einen manchmal schwindeln lassen.

Wie wird nun so eine Timelapse Aufnahme hergestellt?

Vereinfacht gesagt bringt man seine Kamera dazu, alle paar Sekunden ein Bild zu schießen. Diese Bilder werden dann als Diashow mit einer Geschwindigkeit von 15 – 30 Bilder pro Sekunde abgespielt und damit hat man seinen ersten Zeitraffer-Video erstellt.

In der Praxis stellen sich dann doch einige Schwierigkeiten heraus: So hat meine Canon 650D gar keine Einstellung um sogenannte Intervallaufnahmen zu machen. Standardmäßig wird hier entweder der PC und das mitgelieferte EOS-Utility eingesetzt oder aber man rüstet sich mit einem der angebotenen Fernauslöser aus, die diese Funktion ebenfalls beinhalten. (Hier schiele ich etwas neidisch zu Nikon, die diese Funktion integriert haben.
Aber es geht noch einfacher. Für Canon-Kameras existiert eine Firmware-Erweiterung Magic Lantern die den Funktionsumfang von Canon-Kameras erweitern kann – unter anderem um eben diese Funktion Intervallaufnahme. Glücklicherweise gibt es schon erste Alpha-Versionen für die 650D und so habe ich mir diese auf die Kamera geholt.
Dann wird natürlich ein möglichst stabiles Stativ benötigt und viel Zeit.

Für meinen Zeitraffer-Video habe ich die Bilder mit 24 fps (Frames per sekunde) abgespielt, was bedeutet, dass ich für 1 Sekunde Video 24 Aufnahmen machen muss. Als alte Filmerregel hatte ich noch im Kopf, dass eine Szene minimal 3 Sekunden dauern sollte, das heisst für eine kurze Szene brauche ich 3 x 24 Bilder also 72Bilder. Da 3 Sekunden Szenen jedoch auch noch sehr kurz sind, plane ich einmal eine 10 Sekunden Szene, 240 Bilder also. Nun entsteht der Zeitraffer Effekt aber auch dadurche, dass zwischen den einzelnen Aufnahmen einige Sekunden vergehen sollen, was dann bedeutet, bei meiner ersten Testeinstellung 240 x 5 Sekunden = 1200 Sekunden oder um es griffiger auszudrücken: Für die 10Sekunden Szene knipst die Kamera 20Minuten lang vor sich hin.
Es empfiehlt sich deshalb auch noch ein Campingstuhl und ein gutes Buch mit zu nehmen.

Mit diesen Bildern geht es dann zurück an den heimischen PC zur Bearbeitung. Ich arbeite mit Lightroom und mein derzeitiger Workflow ist auf dieses Tool ausgerichtet. Die Bilder einer Szene werden nun in Lightroom in einen eigenen Ordner importiert. Dann suche ich mir ein repräsentatives Foto und bearbeite dies nach meinem Geschmack.
Anschließend wechsle ich zurück in das Bibliotheksmodul, markiere mit Strg & a alle Bilder im Ordner, rufe mit der linken Maustaste das Kontextmenue auf und wähle Einstellungen synchronisieren aus. Im nachfoldenden Dialog selektiere ich die Entwicklungseinstellungen, die ich in meinem Referenzbild vorher verändert habe und übertrage diese auf die gesamte Bilderserie.

Nun sind die Bilder vorbereitet und ich wechsle in das Diashow-Modul. Hier tritt nun ein Problem auf, denn Lightroom lässt normalerweise keine Dialänge < 0,1Sekunden zu. Das würde bedeuten, die höchstmögliche Framerate wäre 10 fps was leider sehr unschöne Ruckler ergibt. Hier kommt der erste Trick ins Spiel, denn diese Begrenzung lässt sich durche eine Einstellungsdatei, im Prinzip eine gespeicherte benutzerbezogene Voreinstellung umgehen. Ich habe solche Einstellungsdateien bei gwegener.de gefunden, eine hervorragende Seite wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigen will.
Mit diesen Vorlagen lassen sich Diashows mit bis zu 30fps erzeugen und als HD-Videos exportieren.

Mit diesen minimalen Voraussetzungen habe ich nun zu testen begonnen und ermutigende Ergebnisse herausbekommen. Zugegeben, noch lange nicht die Qualität meiner Vorbilder aber immerhin ein erster Schritt.