werner

Jan 012011
 

7:30Uhr – ich kann beim besten Willen nicht mehr liegenbleiben. Trotz der Knallerei draussen habe ich erstaunlich gut geschlafen und finde, es ist eine schöne, stille Art, das neue Jahr zu begrüßen. Ich nehme meine Sachen und schleiche mich aus dem Schlafzimmer.

Laptop an, eine erste Tasse Kaffee dazu und die Gewissheit, dass gewiss vor halb zwölf niemand aus dem Bett kriecht.
Der Gedanke daran, dass heute der erste Tag des neuen Jahres ist verleiht eine besondere Stimmung. Ich beschließe für die Schläfer Neujahrsbrezen zu backen.

Der Hefeteig ist Standardprogramm:

500 g Mehl
Ein Tütchen Trockenhefe
100 g Butter
1 TL Salz
2 – 3 TL Zucker
300 ml lauwarme Milch
Ein Eigelb zerquirlt zum Bestreichen

Die Kunst besteht im Schlingen der Brezenform, ich gebe zu, dass ich darin kein Meister bin aber wichtig ist ja, dass es schmeckt ;).
Eine halbe Stunde später ist das Gebäck fertig. Der Duft zieht durch’s Haus und holt die ersten Schläfer aus ihren Betten. Gibt es eine schönere Weise, das neue Jahr zu begrüßen? Für mich nicht! Willkommen 2011!


Dez 312010
 

Schon lange hat mich der Vorgang des Seifensiedens fasziniert. Immer häufiger sieht man auf Handwerkermärkten Seifenkreationen, die schon fast an Konfekt erinnern und die Neugier wächst mit jedem der wohlriechenden Stücke.
Immerhin macht Seife auch Düfte und Gerüche haltbar, gehört also zur Vorratshaltung und liegt damit direkt im Fokus eines Eichhörnchens.
Aufmerksam wurde ich eigentlich durch ein Science-Fiktion Buch aus meiner Lieblings-Serie Perry Rhodan: Atlan-Zeitabenteuer Bd.1, An der Wiege der Menschheit In diesem Buch kommt eine Stelle vor, an der der Held der Geschichte Seife aus Asche und Fett herstellt. Ich habe dieses Buch vor sehr langer Zeit gelesen, aber seither abgespeichert, dass die Herstellung von Seife wohl eine bedeutende Entwicklung in der Zivilisation darstellt.
Letztes Jahr, beim Entsorgen der Öl-Reste vom Sylvester-Fondue kam mir wieder die Idee, dass sich diese Masse doch sicher auch in Seife verwandeln lassen sollte. Seither hat mich das Thema nicht mehr losgelassen, es dauerte aber nochmals ein ganzes Jahr, bis ich vorgestern über die Webseite der Seifensiederin Claudia Kasper gestoßen bin. Nach ausgiebiger Lektüre sagte mir die Seite sosehr zu, dass ich mir das Buch Naturseife, das reine Vergnügen: Die Herstellung feiner Pflanzenseifen in der eigenen Küche besorgte und mir mein erstes Seifenrezept aussuchte. Mein Erstlingsrezept steht auf Seite 130 und sollte eine einfache Pflanzenseife werden. Die Zutaten, so hies es wären überall leicht zu bekommen und so zog ich los auf EInkaufstour. Beladen mit Schüsseln, Töpfen, einem eigenen Pürierstab, Schutzkleidung und allen Gerätschaften kehrte ich heim, jedoch die Hauptsache, die Zutaten hatte ich nicht gefunden.
Hier meine Geräteliste, bei der ich der Empfehlung von Claudia Kasper folgte:

1 Schutzbrille
2 Paar Gummihandschuhe
1 Edelstahltopf
1 Plastikmessbecher zum Anrühren der Lauge
1 Küchenthermometer
5 Plastikschüsseln in unterschiedlichen Größen
2 Plastikkochlöffel
2 Gummispatel
1 Arbeitsmantel (leider zu klein, meine Größe war nicht zu finden)

Rapsöl und Margarine war zwar im Haus, doch wollte es mir einfach nicht gelingen, Kokosöl und Natriumhydroxid zu bekommen. Was tun? Bestellen wollte ich nicht, schliesslich wollte ich sofort anfangen. Nach ratlosen Suchen im Internet, fand ich die Lösung beim gründlichen Lesen der Beschreibung. Kokosöl ist bei Zimmertemperatur fest und nichts anderes als das altbekannte Palmin!
Damit fehlte nur noch die Natronlauge. Die Suche in sämtlichen Drogerien war erfolglos. In der ersten Apotheke wusste die Verkäuferin zwar die Bezeichnung NaoH, erklärte mir aber, dass soetwas nicht zum Sortiment gehöre. In der nächsten Apotheke bekam ich die Telefonnummer eines Chemikaliengroßhandels und nebenbei ein Rezept für Sprengstoff aus Wasserstoffperoxid, Nagellackentferner und WC-Reiniger (!!?) aber ebenfalls kein Ätznatron. Erst am nächsten Tag war die Suche erfolgreich und die dritte Apotheke sagte mir zu, das Gewünschte bestellen zu können.
Bei soviel Mühe bekam ich immer mehr Lust, das einfache Rezept etwas abzuwandeln und so entstand daraus nun meine Quitten-Joghurt-Seife. Gefrorene Quitten hatte ich noch in der Truhe und als besonderen Effekt sollten noch meine kostbaren, handverlesenen Quittenkerne gemahlen mit zum Einsatz kommen. Deren Hautfreundliche Wirkung sollte eigentlich sehr gut zu einer Pflegeseife harmonieren.
Mein Rezept sah also nun so aus:
200g Palmin
400g Margarine
300g Rapsöl
122g Naoh (7%Rückfettung)
200g dest. Wasser in dem das NaoH aufgelöst wurde
100g Quittenmus
50g Joghurt

Ziemlich aufgeregt bereitete ich dann heute abend den Arbeitsplatz vor. Mehrfach war auf die Gefährlichkeit der Lauge hingewiesen worden und ich wollte bei der Sache auf keinen Fall auch nur ein Auge riskieren.
Das Anrühren der Lauge war jedoch relativ unspektakulär, hat nicht mal arg gestunken, was wohl an der kleinen Menge liegen wird.
Dann der spannende Augenblick der Verseifung. Die Lauge kam zum Öl und wurde mit dem Pürierstab gequirlt.
Tatsächlich trat der Effekt ein. Die Flüssigkeit nahm die Konsistenz von Pudding an und das Mus sollte schnellstens zugegeben werden. Bald schon fing die Masse zu „zeichnen“ an – ein Hinweis, dass es an der Zeit wäre, die Formen zu füllen. Dabei nun der erste Fehlgriff: Was tun, wenn die Masse nicht ausreicht die Formen wie vorgesehen zu füllen?
Zum Glück war die Masse bereits so fest, dass ich sie mit dem Gummispatel zusammenschieben konnte. In der Hoffnung, dass mir das nicht wieder zerfliesst deckte ich die Formen im Keller dann mit alten Handtüchern ab. Nun heisst es geduldig sein. 24 Stunden muss die Seife härten, bevor sie geschnitten werden kann. Morgen werde ich erfahren, ob das Experiment endgültig gelungen ist.


Dez 292010
 

Liköre sind bei mir meist eine langwierige, lohnende Angelegenheit. Um so mehr erfüllt mich der Anblick der fertigen Fläschen mit Freude und animiert dazu, immer mehr herzustellen.

Heute habe ich zum Teil lange gelagerte Schätzchen in ihre endgültige Form gebracht – nur die Ettiketten fehlen noch.

Der Gewürzlikör entstand eigentlich eher aus „Frust“ weil der Zimt-Schnaps, den ich eigentlich ansetzen wollte nicht so ankam, wie ich mir das vorgestellt hatte. Etwas frustriert füllte ich deshalb einige andere Gewürze dazu um den teuren Ansatzalkohol nicht einfach so zu verschwenden. Zusammen mit Anis, Kardamom, Kubebenpfeffer Vanille und Koriander wurde nun ein sehr lekerer Gewürzlikör daraus, der fast ein Wenig nach Lebkuchen schmeckt.
Der Limoncello wurde von meiner Tochter vor 3 Jahren begonnen, mit Puralkohol aus dem italienischen Supermarkt. Heute filterte ich ihn nun von den Schalen und verdünnte ihn mit Invertzucker auf milde 30%. Ebenfalls sehr lecker, muss ich zugeben.
Der Quittenlikör hingegen ist ganz frisch. Die Quitten von diesem Herbst, frisch abgepresst und noch gar nicht lange im Kühlschrank gelagert. Dieser seltene Fruchtsaft wurde nun mit – ebenfalls seltenem und edlem Quittenbrand „verheiratet“ und vorsichtig gesüsst. Quittenbrand bekommt man übrigens fast nur in Spezialitätengeschäften, entsprechend vorsichtig war ich mit dem teuren Zeug. Dieser Likör muss noch etwas reifen, damit sich die Aromen richtig verbinden können, schmeckt aber schon jetzt nach mehr!
Das Abschmecken und Verdünnen, Süßen und Würzen erfordert natürlich auch immer eine kleine Kostprobe. Mit der Zeit wird deshalb die Stimmung immer besser, der Raum verliert seine harten Konturen und ich kann mich nunmehr voll auf die Erzeugnisse konzentrieren.Seltsamerweise verändert sich jedoch der Messzylinder im Laufe des Abends auf wundersame Weis und immer weniger Likör landet wie vorgesehen im Fläschen.
Um diesem seltsamen Schwund entgegen zu wirken. Beende ich die Abfüllaktion mit dem diesjährigen Schlehenlikör, bevor die Welt im Nebel versinkt…

Dez 242010
 

Der Weihnachtsmarkt in Dresden war sehr stimmungsvoll, vor allem auch weil der Schnee fast unablässig vom Himmel fiel.
Nun sind derartige Märkte, auch wenn sie „Striezelmarkt“ heissen, nicht unbedingt mein Ding. Trotzdem war es interessant, regionale Unterschiede im Angebot zu bemerken. Besonders die Holzsachen aus dem Erzgebirge erinnerten mich an meine Kindheit. Eine Nachbarin hatte jedes Jahr Ihre Weihnachtspyramide stehen .Fotograf: Sabine Tilgner, Tilgner Pyramiden
Fotograf: Sabine Tilgner, Tilgner Pyramiden

und der Holznussknacker gefiel mir so gut, dass ich unbedingt selbst einen wollte. Prompt verlor der dann jedoch sein Gebiss beim Versuch damit wirklich Nüsse zu knacken. Ich hatte dem hölzernen Männchen mit den kräftigen Kiefern wohl doch etwas zuviel zugemutet.

Dann fiel mein Blick in einem der Stände auf einen Gegenstand, den ich fast schon vergessen hatte:

Mein „Opi“ hatte in der kleinen Wohnung, welche die Eltern meiner Mutter bewohnten, ein Zimmerchen, das er sein „Büro“ nannte. Früher war es mal Kinderzimmer und als die Kinder groß geworden und ausgezogen waren wurde es das „Opi-Zimmer“ in dem wir Enkel manchmal schlafen durften, wenn wir zu Besuch waren.
Dort gab es eine Regalwand mit Büchern und einen kleinen Schrank mit einer Vitrine, in der Opi’s Schätze aufbewahrt wurden.
Neben verschiedenen Erinnerungsstücken und kuriosen Sammlerstücken (ich erinnere mich noch an die seltsame, mechanische „Pfeifmaschine“) stand dort auch eine kleine Giraffe auf einem kleinen runden Holzsockel. Drückte man diesen Sockel ein, fiel die Giraffe um. Durch genau dosiertes Drücken konnen geschickte Finger jedoch erreichen, dass die Giraffe Verbeugungen ausführte, nur in den Vorderbeinen einknickte oder mit dem Kopf wackelte.

Genau so eine Giraffe fiel mir an dem Striezelmarktstand in die Finger. Sie sieht nun von meinem Computer auf mich herab und erinnert mich an Opi, der schon so lange nicht mehr unter uns ist.

Dez 212010
 

Ich erwache. Irgendetwas hat mich geweckt und ganz entfernt erahne ich, dass ich lange weg war.
Ich sehe mich um, auf den ersten Blick sieht alles aus wie immer. Wie lange lag ich wohl in diesem komatösen Zustand? Müsste nicht auf allem eine dicke Staubschickt liegen?
Mein Blick fällt auf den Kalender: Wir schreiben den 20 Dezember 2010 – 4 Tage vor Weihnachten.
Meine letzte bewusste Erinnerung liegt ca. 1 Woche zurück. Scheinbar habe ich in der Zwischenzeit – blind und taub wie ein Zombie – tatsächlich weiter funktioniert.
Wenn ich nur wüsste, was mich geweckt hat! Automatisch zieht es mich in die Küche. Rechts neben dem Kühlschrank – wie von selbst drückt meine Hand den grünen Knopf und dann stehe ich wie vom Donner gerührt da. Dieses Geräusch! Wie lange habe ich diesen Laut nicht mehr gehört?
Das muss es gewesen sein, was mich aus dem Reich der Scheintoten zurück zu den Lebenden geholt hat.
Wärmend dringen die Laute in meine Gehörgänge, dazu gesellt sich nun auch eine olfaktorische Wahrnehmung: Dieser Duft, verbunden mit den vertrauten Lauten – Sie geht wieder! Wir sind gerettet – Alles wird gut!

Gestern ist es mir gelungen, durch Austausch des Drainageventils den Defekt unserer Kaffeemaschine zu beheben.



Espresso der Extra-Klasse