Okt 202010
 

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke


Viel ist nicht mehr auf dem Nussaum. Die tägliche Ausbeute des Rundgangs füllt kaum noch eine halbe Hosentasche. Die wenigen verbliebenen Fruchte muss das Eichhörnchen vor gefiederten Räubern und schurkischen Schummelhörnchen sichern. Noch sind vereinzelt Zwetschgen zwischen den Zweigen

Und auch der Apfelbaum hält seine Last noch fest.

Gut, wer seinen Vorrat schon gesichert hat, denn um es mal frei nach Rilke zu formulieren:

„Wer jetzt noch keinen Nussorrat hat, der findet auch keinen mehr“.

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