Aug 252008
 

Frohen Mutes, vollgepackt und vollgetankt und mit 3 Stunden Verspätung ging es los. Diese Verspätung gedachte ich jedoch auf den ersten 100Kilometern wieder einzuholen, da ich diesmal nicht auf die Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung aus war, sondern einfach über die B12 Richtung Alpen bretterte.

Bis Immenstadt lag ich dann auch wieder voll im Plan, da jedoch trafen mich die Unzulänglichkeiten meines Paperback-Navis mit voller Härte. Irgendwie wollte ich nicht so recht glauben, dass ein Tourenplaner Oberstaufen mit Obersdorf verwechselt hatte, demnach musste der Fehler wohl doch eher bei mir liegen.

Nach kurzer Leberkäs-Semmel-Rast mit Kartenstudium beschloss ich den Riedbergpass zum ersten Pass meiner Tour zu machen.

Ich war etwas skeptisch, was die Baustellen betrifft von denen ich im Internet gelesen hatte, aber sooo schlimm war’s dann auch wieder nicht.

Danach fand ich wieder zur geplanten Route zurück und war überraschend immer noch im Zeitplan.

Durch frische grüne Täler ging es auf beschwingter Route durch Dörfer in Richtung Faschinajoch,

selbst der freundliche Gendarm mit seiner Radarpistole konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Allerdings blieb ihm angesichts meiner angepassten Geschwindigkeit auch nichts anderes übrig, als mir freundlich zuzulächeln. An dieser Stelle möchte ich meinen besonderen Dank an den entgegenkommenden Fahrer eines blauen Joghurtbechers anbringen…

In der Beschreibung des Faschina stand: „unspektakulär“. Das mag ja sein, aber die Zufahrt fand ich wunderschön und auch der Adrenalinspiegel kam nicht zu kurz, da teilweise die Strasse bei Damüls durch Bauarbeiten so sehr beengt war, dass ich mich unvermittelt nach einer Kurve einem Kieslaster gegenüber fand, welcher partout nicht rückwärts fahren wollte.
Da die Strasse hier so eng war, dass es für uns beide kein Weiterkommen gab blieb mir nichts anderes übrig, als selbst rückwärts bergab zu „füsseln“ bis ich Gelegenheit fand mich mit meiner Dicken an die Wand zu pressen und den arbeitswütigen Kieskutscher vorbeizulassen. Manchmal ist halt doch Größe entscheidend und der Klügere gibt nach (bis er selbst der Dumme ist)

Weiter gings mit einer grandiosen Aussicht, die nur ganz zum Schluss mit dem Blick auf die letzten paar hundert Meter galerieüberdachter kerzengerader Gipfelanfahrt leicht getrübt wurde.

Nach einem obligatorischen (unspektakulären) Passhöhenfoto, welches ich nur der Vollständigkeit halber hier einfüge,

versuchte ich aus meiner Routenplanung weiter schlau zu werden und wandte mich in Richtung…?
Ja, an der Stelle, an welcher eigentlich der Name der Stadt stehen sollte, war ein nettes blauer Fähnchen gedruckt und ich war froh, neben 50 Seiten Routenausdruck auch noch eine etwas ältere, aber doch bodenständige Landkarte eingepackt zu haben.

Nach weiteren Verfahrern befand ich mich endlich wieder auf der richtigen Spur in Richtung Vaduz und unversehens war ein Grenzübergang passiert, nur welcher? Befand ich mich nun in der Schweiz oder in Lichtenstein? So richtig war das nicht zu erkennen, auch nicht beim Einkauf in letzter Minute, denn hier herrschte der Schweizer Franken.

Somit war wieder eine der großen Fragen, die mich schon lange beschäftigten gelöst: Wer sind denn eigentlich die Lichtensteiner? – Die Antwort darauf lautete für mich: Die Lichtensteiner sind Schweizer, welche zufällig in einem Land mit dem Namen Lichtenstein beheimatet sind.

Weiter gings über einen Flecken, der mit dem netten Namen Maienfeld beschriftet war und landschaftlich für mich eine Überraschung darstellte. Plötzlich fand ich mich in einer Weinbauregion wieder, die mich mehr an den Kaiserstuhl erinnerte, wären da nicht die imposanten Berge im Hintergrund gewesen. Auch der Name Maienfeld bewegte irgendwas in meiner Erinnerung, aber ich kam nicht darauf, bis zuhause meine Frau bei dem Namen spontan sagte: „’s Maiefeld, wo’s Heid g’wohnt hät“

So langsam neigte sich der Tag dem Ende zu und ich erreichte den Punkt, an dem mein Routenplaner das nette Symbol „Übernachtung1“ platziert hatte.
Kurz entschlossen bog ich bei Landquart von der Strasse ab, als ich das Zeichen Campingplatz entdeckte.
Halbwegs war ich darauf vorbereitet abgewiesen zu werden, denn mittlerweile war es 20:30Uhr durch und ich war mir nicht sicher, ob so ein Campingplatzbüro um diese Zeit noch geöffnet wäre.
War es auch nicht, aber wie verblüfft war ich, als ich an der Tür ein Schild sah: „Lieber Campingplatzbesucher, unser Büro ist nicht mehr geöffnet, aber suchen Sie sich doch rechts der Strasse selber einen Platz und melden Sie sich dann morgen bei Uns“

Froh dass mein erster Camping-Versuch nicht wild in freier Natur stattfinden sollte, fuhr ich in den Platz ein und suchte mir ein Fleckchen, das etws versteckt lag um mich nicht bei meinen ersten Campingversuchen dem Spott aller erfahrenen Camper auszusetzen.

Zum Glück hatte ich das Aufbauen zuhause schon mal geübt und ruckzuck stand mein Zelt.

Ich war auch ordentlich stolz darauf. Nach einer kurzen Inspektion der sanitären Anlagen verschwand ich in meiner Stoffhöhle, mein mitgebrachtes Buch in der Hand um dann festzustellen: Ich finde den Lichtschalter nicht!!!

Notiz auf dem Merkzettel: Taschenlampe für die Campingausrüstung besorgen.

So blieb mir also nichts anderes übrig als nach einem kurzen Anruf zuhause in den Schlafsack zu kriechen und einzuschlafen…

Nach einer langen Nacht, in der ich so ca. alle 2 Stunden geweckt wurde, da ein – offenbar direkt am Zeltplatz vorbeifahrender Zug es sich nicht nehmen lies jedesmal seine Signalpfeiffe zu betätigen, kletterte ich sehr zeitig wieder aus meinem Schlafsack.
Entgegen der Vorhersage meiner daheimgebliebenen Frau konnte ich ohne weiteres noch gerade stehen und war auch einigermaßen ausgeruht und erholt.
Mit meinem Reisebadeausrüstung schlich ich über den schlafenden Zeltplatz zu den Duschen. Ganz oben über’m Tal versprachen die Sonnenstrahlen wieder einen sonnigen Tag und tatendurstig wollte ich diese Zeit nicht verschlafen oder mit Frühstücken vertrödeln. Danach setzte ich meine neu erworbene Campingkaffekanne auf den Gaskocher und machte mich daran, alles wieder einzupacken und zu verstauen. Die Plastikplane, die ich als Unterlage eingepackt hatte, verhinderte, dass ich ein nasses Zelt einpacken musste und ich war wirklich überrascht, dass sich alle Packstücke wieder in Originalgröße verstauen liessen. Der Kaffee war auch geniessbar und die Welt (noch) in Ordnung.

Theoretisch hätte ich mich um diese Zeit auch wieder ohne zu zahlen davonmachen können. Ich war gerade dabei trotzdem ein kleines Brieflein mit der Zeltplatzgebühr zu bestücken, als doch das Büro geöffnet wurde. Schnell waren alle Formalitäten ausgehandelt und die Fuhre abfahrbereit.

ch schlängelte mich in den einheimischen Morgenverkehr und nahm mein nächstes Ziel – Davos unter die Räder.
Sehr früh am Morgen erreichte ich das Bergdorf, welches noch sehr verschlafen dalag. Nur ein paar Jogger und Gassigeher waren an dem ruhigen Bergsee zu sehen.

Nun sollte einmal ein „richtiger“ Pass meine Tourliste bereichern. Mutig nahm ich die Abzweigung Richtung Fluelapass in Angriff, welche glücklicherweise auch gut beschildert war. Meine Routenplanung würdigte ich keines Blickes mehr.
Die Passstrasse war zwar nicht glatt und neu, aber bis auf eine Baustelle mit einem sehr tiefen, überraschend auftauchenden Schlagloch gut befahrbar.
Meter um Meter kam ich höher in die Bergregionen und es war nun gut zu bemerken, dass ich damit die 2000er Grenze überschritt.
Die gigantischen Geröll und Schutthalden beeindruckten mich so, dass es dem kleinen Aussichtsplatz nicht schwer fiel, mich zum Anhalten und fotografieren zu verlocken.

Überraschenderweise hatte ich hier auch sehr guten Handyempfang und da es immer noch sehr früh war, beschloss ich die neu eingerichtete EMailfunktion meines Handys zu testen und meiner Tochter ein Foto als Gruß zu mailen.
Bei der Weiterfahrt warf ich gewohnheitsmäßig einen Blick in den rechten Spiegel und sah – blauen Kunststoff!!! Nach einer Schrecksekunde war mir sehr schnell klar: Der Schuldige musste das gewaltige Schlagloch an der Baustelle gewesen sein. Vermutlich hatte sich die Halteklammer gelöst und das Spiegelglas dann bei der nächstmögliche Gelegenheit klammheimlich den Abflug gemacht. Was tun? Mit leerem Spiegel weiterfahren oder zumindestens hoffen und versuchen das Glas
wiederzufinden?

Ein paar Scherben um hinter sich zu sehen sind besser als gar nichts dachte ich und lenkte mein Mooped wieder talwärts, Richtung Davos.
Nicht weit von meinem Halteplatz, in einer engen Kehre bei einem Gasthaus sah ich das desertierte Spiegelglas, mitten auf der Fahrbahn am Boden liegen. Glitzernder Staub um den Fundort verhies nichts Gutes.
Ich wollte nicht riskieren, von einem anderen Verkehrsteilnehmer auf die Hörner genommen zu werden, stellte meine BMW auf den, noch leeren Parkplatz des Gasthofes und keuchte zu Fuß an den Fundort zurück. Oje! Da war schon jemand drübergefahren! Ich hoffte inständig, dass dessen Reifen dies gut überstanden hatte und nahm die traurigen Reste mit. Mehr aus Sentimentalität als aus der Erwägung heraus aus den Scherben nochmals Nutzen zu ziehen klebte ich das Teil mit Gewebeband aus dem Notfallbürzel wieder fest.

Nochmals nahm ich die Passhöhe in Angriff. Vorbei an meinem vorherigen Rastplatz folgte wieder eine kurvenreiche Strecke und ich versuchte so gut als möglich mich nicht von bergaufkriechenden Schnecken oder Murmeltieren überholen zu lassen.
Ja! Das muss das sagenhafte Passfeeling sein, von dem die Alpenfraktion immer so schwärmt. Gas geben, runter schalten, einbremsen, flachlegen, Gas geben, hochschalten…! Verd***! Was war das eben für ein schwammiges Gefühl beim Kuppeln?
Egal, die nächste Kehre, runterschalten, einbremsen, flachlegen, Gas geben, Kupplung hoch- „Klack“ ging der Kupplungshebel leer durch. Aha, das Schreckgespenst, der Kupplungszug. Blitzartig ging mir die Szene durch den Kopf, als ich gestern, einen Universalzug in der Hand meinem Sohn erklärte: „Da müsste ich jetzt noch den Universalnippel suchen, der muss hier irgendwo liegen, aber – ach was, dann komme ich ja nie los, den lasse ich jetzt da!“
So schnell rächte sich diese Nachlässigkeit nun. Im Angesicht des Gipfelgasthauses rollt ich im 2 Gang auf den Parkplatz an dem kleinen Bergsee und war ersteinmal verblüfft, das ich, statt auszukuppeln und anzuhalten hoppelnd die Maschine abwürgte. Tja, soo schnell gewöhnt man sich nicht an das Fahren ohne Kupplung.

Nachdem ich den Schaden untersucht hatte, schmiss ich mich zuerst einmal verärgert in’s Gras und sah den, nun vermehrt vorbeikommenden Motorrädern zu.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir im Klaren darüber war, was nun zu tun wäre. Ohne Kupplung eine unbekannte Strecke weiterfahren in eine Gegend, die ich nicht kannte hatte ich eigentlich keine Lust. Aber halt, wozu hatte ich vor Fahrtantritt einen Auszug aus der Userliste eingepackt. Ich suchte mir eine Handvoll Telefonnummern heraus und versuchte mein Glück. Seltsam, alle Nummern nicht erreichbar. Dann verständigte ich zuerst einmal meine Heimatbasis und erinnerte mich daran, dass ich doch so ein kleines goldenes Kärtchen im Geldbeutel haben musste. Bei dem Sortiment, das die gelben Engel so mit sich rumschleppten, müsste doch bestimmt auch ein Universalzug sein. Dummerweise hatte ich keine Ahnung, wie sich der hiesige Motorclub nennt,darum wandte ich mich dann an die Auslandsnotrufzentrale, welche auch sofort den schweizerischen Verein verständigen wollte.

Eine Stunde Geduld müsse ich aber schon haben.
Zwischenzeitlich gelang es mir, Traktor zu erreichen, welcher nicht nur meinen Hilferuf in’s Forum setzte sondern mich auch aufklärte, dass ich – obwohl ich mich in der Schweiz befand auch schweizer Vorwahlen zu wählen hätte. Kurze Zeit später war ruma bereit mir ein Ersatzteil zu bringen, was aber noch bis abends dauern würde.

Kaum 10 Minuten später meldete sich der TCS und versprach, sich mit einer Werkstatt in Davos in Verbindung zu setzen, welche mich wieder flott machen würde.

Fluela

Die Sonne verjagte so nach und nach die Morgenkälte, über mir an den Hängen hörte ich ab und zu Murmeltiere pfeiffen und neben mir auf der Stasse kam eine nicht enden wollende Parade aller Motorradmarken vorbei. Ich legete mich in die Sonne und wartete. Dies war ein fataler Fehler und ich notierte später in meinem gedanklichen Notizzettel:

„Bei Passfahrten, Sonnenschutz einpacken“

Nach einiger Zeit, als sich die Motorradmarken zu wiederholen begannen, dachte ich mir: ich bin ja mit allem ausgerüstet, es geht auf Mittag zu, da kann ich mir ja zwischenzeitlich ein kleines Mittagessen kochen. ich begann nachzuforschen, was ich so in Koffern und Taschen hatte. Eine Zwiebel, Reis, rote Linsen, ein sündhaft teures Döschen Rindfleisch aus Vaduz (obwohl der Geruch daran erinnerte stand es nicht im Tiernahrungsregal!!!) und passende Gewürze. Das würde ein leckeres Reisfleischgericht ergeben.

Outdoor-Küche

Kaum war alles ausgepackt, die Zwiebel geschnitten, der Reis mit dem Öl und dem gewürfelten Fleisch im Topf, rief ein jüngerer Mensch von einer Autogarage an und stellte sich als Beauftragter des schweizer Automobilcubs vor.

„Ja wo sind sie? Was, sie können das Gipfelhaus sehen, ja da sind Sie ja schon ganz oben!
Das ischt jetz aberdumm, wissen sie, wir sind eine Autowerkstatt und gar nicht auf Töffli eingestellt! Da müssten wir sie ja mit dem Hänger holen, das isch jetzt aber saudumm…“

Auf meinen Hinweis, dass der gute Herr ja nur schnell einen Universalzug einpacken und mitnehmen könnte, antwortete dieser:

„Ja wissen Sie, wir sind eine Autowerkstatt, da hat’s keine Kupplingszüge“ (Ich muss mich mal bei Gelegenheit mit dem technischen Fortschritt der schweizer Automobiltechnik befassen…)

Ich teilte Ihm dann mit, dass ich dann ja auch nach Davos ohne Kupplung runterkommen könnte, denn im Gedanken sah ich meine treulose Dicke schon flach auf einem Anhänger liegen.
„Ja, des isch guet, dann kommen Sie mal zu uns in die Werkstatt, dann schauen wir weiter…“

Grummelnd packte ich mein angefangenes Mittag essen vorsichtig in den Tanrucksach und fing an, mein Gepäck wieder zu verstauen. Die Dicke auf die Strasse geschoben, aufgesessen, Zündungein und anrollen lassen. Brav sprang sie an und nach einigen vergeblichen Versuchen auch den dritten Gang zu erreichen, schlich ich im zweiten bergab. Reihenweise wurde ich von anderen Bikern, PKW’s einheimischen LKW’s und einmal auch von einem Radfahrer, welche hier gehäuft auftreten und sich schon lange vorher durch lautes Keuchen – zumindestens bergaufwärts – ankündigten.

Die Ampel an der Baustelle stand netterweise auf grün und ich konnte ohne peinliche Momente weiterrollen.

Unten in Davos angekommen stand ich dann vor einem verschlossenen Bahnübergang, mit abgewürgtem Motor. Sch***.
Nebenan war – oh Wunder- ein BMW Vertragshändler. Hoffnungsvoll betrat ich die Werkstatt, und fragte nach Motorradteilen aber, wie sollte es anders sein, dieser führte nur Autoteile.

Wieder rief ich bei der Werkstatt an und bat um Navigationshilfe, damit ich zur Werkstatt käme. Leider war der junge Mann am Telefon nicht in der Lage mir den Weg von meinem Standort zu beschreiben und empfahl mir „einfach“ mal durch Davos zu fahren, bis ich an eine BP-Tankstelle käme.
Ohne Kupplung im Stop-and-Go zur Mittagszeit durch Davos. Klasse! Immerhin hatte ich Zeit zu vermerken, dass hier im Ort eine große jüdische Gemeinde vorhanden sein musste. Auf Schritt und Tritt vielen mir vor Allem die Männer mit den typischen Schläfenlocken auf.

Zum Glück erinnerte ich mich auch an Gourmi’s Tip, und mit schlechtem Gefühl ob der rauen Behandlung meines Anlassers, kam ich mit eingelegtem 2.Gang und Nachschieben + Anlasser immer wieder in’s Rollen und irgendwann an besagte BP-Tankstelle.

Dort wartete dann die Telefonstimme und der Werkstattmeister schon auf mich.
Die beiden besahen sich das abgerissene Kupplungsende und teilten mir danach mit, dass sie da gar nichts machen könnten und den Heimtransport des Töffli’s an meinen Wohnort organisieren könnten.
„Aber 300 Met’r weiter isch eine Töffliwerkstatt, vielleicht können die was tuen!“

Schlaumeier, da hätten die aber auch schon längst anrufen und nach einem Kupplungszug fragen können!

Ich bedankte mich also für die „Hilfe“ erklärte den Fall für abgeschlossen und machte mich auf, meinen Anlasser weiter zu quälen und selber Abhilfe zu suchen.

Ich steuerte nacheinander 2 „Velowerkstättli“ und eine „Töffliwerkstatt“ an, ohne dass jemand mit einem Universalkupplungszug weiterhelfen konnte. I
mmerhin, hatte der Kawasakihändler für mich den Tipp parat, dass am Eingang von Davos (200m von der Stelle, wo ich nach der Abfahrt vom Pass gelandet war) eine Landmaschinenwerkstatt wäre, die hätten vielleicht sowas.

Tatsächlich kam dort der Werkstattmeister nach einiger Zeit mit einem passenden Zug und einem Universalschraubnippel wieder. Dazu stellte er mir noch eine Drahtschere und einen dicken Schraubenzieher zur Verfügung, womit 10 Minuten später der Schaden behoben war und ich endlich wieder kuppeln konnte.

Landmaschinen Heldstab - der Held!

6 Stunden später und 10€ ärmer setzte ich dann zur zweiten Erstürmung des Fluela an.

Ich hielt mich nicht mehr mit der Passhöhe auf, Gipfelfotos waren mir nun auch egal; Ich wollte endlich sehen, was hinter dem Pass auf mich wartete. Mein Zeitplan war sowieso im Ar*** und beim nächsten Tankstop begann ich mich neu zu orientieren.

Abzweigung Livignotal

Richtung Süden, und damit in Richtung meines ursprünglichen Zieles Ledrosee türmten sich mit einem Mal dunkle Wolken auf. Nasswerden und im Regen campen? Nein, das wollte ich nicht. Genaugenommen hätte meine Tour sowieso nur 2 Tage dauern sollen und es bedurfte eigentlich nicht mehr des geschlossenen, mautpflichtigen Tunnels in’s Livignotal um meine Entschluss zu festigen: Ich fahre wieder heim.

Ofenpass
Mit Hilfe der Karte wurde die neue Richtung festgelegt: Über den Ofenpass, mit einem kleinen Schlenker durch das Meraner Tal sollte es über den Reschenpass und den Fernpass nach Garmisch und von dort wieder heimwärts nach Augsburg gehen.

Durch immer mehr italienisch anmutende Landschaften ging es über die Grenze nach Südtirol. sanft geschwungene Landschaften mit reizvollen Aussichten, schmucke kleine Dörfchen, die irgendwie südländisch und andrerseits doch wieder seltsam vertraut wirkten.

zum Reschenpass

Allmählich beruhigte sich mein Groll und ich konnte einfach nur noch fahren und geniessen.

Nauders

Ganz leicht nur bedrückte mich die dunkle Wolkenfront in meinem Rücken,

bis am Fernpass mit einem Mal Regentropfen an meinem Visier ankündigten, dass es an der Zeit wäre, die Regenkleidung anzulegen.

Fernstein Fernpass

Ein letzter Tankstop noch und dann war ich wieder in Deutschland.

Von Garmisch über Ettal wurde es immer finsterer; Kurz dachte ich daran über die Autobahn Richtung München auszuweichen, aber das Schild Augsburg über Bundesstrasse 113km hielt mich davon ab.
Mittlerweile war ich, die unfreiwillige Pause am Fluela abgerechnet, 11 Stunden unterwegs und mein Popometer gab an, dass es nun Zeit wäre zum Ende der Fahrt zu kommen.

Und dann brach es los! Noch nie – und ich bin schon viel bei jedem Mistwetter, Schnee, Hagel und Gewitter gefahren – aber niemals war ich vorher bei einem solchen Unwetter unterwegs!

Zum Glück hatte ich Foto und Handy vorher in einem wasserdichten Beutel im Bürzel verstaut. Der Regen prasselte derart herunter, dass ich jedesmal erleichter war, den Reflektor des nächsten Begrenzungspfostens auftauchen zu sehen, der mir bestätigte, dass ich noch auf der Straße war.

Glücklicherweise liessen sich wohl viele Dosenfahrer von diesem Wetter abschrecken, und die Momente, in welchen ich total im Ungewissen war, wo in dem Glitzerndem Lichtermeer vor mir noch fester Boden war hielten sich in Grenzen.
Gut, die Alternative wäre, mitten in der Pampa, irgendwo zwischen Peiting und Schongau anzuhalten und abzuwarten, ob das Unwetter irgendwann wieder aufhören wollte.
Aber jeder Meter – und wenn auch nur mit 20km/h gekrochen brachte mich einer warmen Badewanne näher und so schlich ich weiter.

Es war interessant, zu Hause festzustellen, dass der Inhalt der Koffer und auch des Louis-Bag’s trotzdem trocken geblieben waren. Der Tankrucksack war allerdings total durchweicht und hätte ich nicht das meiste zusätzlich in Plastikbeuteln verpackt, könnte ich nun wohl den entstandenen Brei unbesorgt in der Mülltonne entsorgen.

Nach einem entspannenden Bad, mit einer heissen Tasse Tee in der Hand konnte ich dann auch schon wieder denken: „Schee war’s, des mach i wieda.“

Gesamt: 734km; Durchschnittsverbrauch: 5,7l; Gesamtkosten 55€Sprit ca. 30€Übernachtung /Verpflegung

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