Untertitel: „Feuchtgebiete“
Wir haben es tatsächlich geschafft! Noch vor dem 12Uhr – Läuten, genauer gesagt sogar schon um 10 Uhr stand das Motorrad gepackt und abfahrbereit vor der Tür.
Eine Ersatzunterkunft war auch beschafft und so konnte es losgehen. Autobahn – Nein danke. Auf die A8 am Pfingstwochenende konnten wir verzichten und deshalb „mogelten“ wir uns quer durch die Landschaft bis Buchlohe durch. Von dort lies sich eine kleine Autobahnstrecke bis Memmingen, bzw Heimertingen nicht vermeiden, um dann in den schwäbischen Dschungel Richtung Biberach abzubiegen. Der Wettergott meinte es gut mit uns und so kamen wir bei Sonnenschein uber mehr oder weniger gut ausgebaute Landstraßen gut voran. Bis Biberach lag alles gut im Plan, auch die ausgeschilderte Umleitung konnte uns nicht aufhalten. Aber dann, in der letzten Bastion der Zivilisation in Biberach brach die ganze Routenplanung in sich zusammen. Es war einfach der angegebene Kreisverkehr nicht auffindbar! Insgeheim beschlich mich der Gedanke, ob eines dieser neumodischen Navigeräte uns in diesem Moment nicht weitergeholfen hätte. Egal, wir hatten keines dabei und irrten bald orientierungslos durch die, ansonsten idyllische Landschaft.
Allerorten waren fleissige Eingeborene dabei, etwas zu arbeiten, zu bauen, zu reparieren oder kleine Felder und Gärtchen zu bestellen. Ein weinig fühlte ich mich an das Spiel Farmville erinnert. Man konnte fast ein schlechtes Gewissen dabei bekommen so unproduktiv nur zum Vergnügen durch diese Landschaft zu brausen, obwohl es doch so viel zu arbeiten gäbe.
Es ging durch sanft gerundete Landschaften, in der die blühenden Rapsfelder mit dem Löwenzahn einen Wettstreit um das schönere Gelb begonnen hatten, wärend die Sonne alles strahlend beleuchtete. Auf den Feldern sah man immer wieder Eingeborene bei der Feldarbeit und unsere Dicke konnte es sich nicht verkneifen sie ab und an durch knallende Flatulenzen zu grüßen.
Bald tauchte in einem unauffälligen Waldstückchen das Schild „Landkreis Sigmaringen auf und Hochsitzartige Grenzbefestigungen zeigten an, dass wir es trotzdem geschafft hatten uns einen Weg durch die tiefe Pampas zu bahnen.
Bald befiel uns der Hunger und wir planten in einem einheimischen Rasthaus Mittag zu machen – doch anscheinend pflegt die hiesige Befölkerung nicht ausserhäusig zu speisen, jedenfalls gelang es uns nich eine ansprechende Gartenwirtschaft oder einen Biergarten zu finden und so mussten wir uns in Mengen mit einem Kaffee zufriedengeben, in dem es zum Glück wenigstens eine Pizzaschnitte gab.
Getstärkt machten wir uns wieder auf den Weg um nunmehr auf bekannten Pfaden weiter Richtung Südbaden zu fahren. Karten brauchten wir nun nicht mehr – immerhin kenne ich diese Strassen schon seit fast 30 Jahren, als ich zum ersten Mal den schwarzen Wald ansteuerte um meinen zukünftigen Schwiegereltern eben diesen Umstand anzuzeigen.
Nach Tuttlingen ging es rasant weiter, vorbei an seltsamen Schildern (Was bedeutet „Ortsdurchfahrt gesperet“?) mit dem nächsten Etappenziel Donaueschingen im Blick.
Ein kurzer Tankstop bei Bräunlingen und schon drohte von Ferne der Feldberggipfel mit den Resten seiner weissen Kappe. „Nehmt Euch in Acht“ shien er sagen zu wollen, „ich könnte schon nochmals alles mit einer weissen Decke zudecken, wenn ich wollte“.
Wir liessen den Angeber denken was er wollte und konzentrierten uns auf die Kurven zum Gipfel und anschliessnd in’s Wiesental hinab. Scharen von Motorradfahrern waren unterwegs und alle grüßten. Ich grüße gerne zurück, mir bedeutet dieser Gruß viel, denn in welcher Gemeinschaft wird man sonst unabhängig davon, was man für Motorradkleidung trägt, egeal wie alt das Vehikel ist, mit welchem man unterwegs ist doch immer gleich freundlich begrüßt?
Fast pünktlich, mit nur einer Stunde Verspätung erreichten wir unser erstes Etappenziel, wo uns Freunde mit Kaffe und später Grillfleisch und leckeren Salaten erwarteten. Prompt konnte es der Regenwald nicht lassen, mir auf mein erstes Steak dicke Regentropfen fallen zu lassen. Wir waren angekommen, so kenne ich den Schwarzwald!
Als wir spät abends, über regennasse Strassen zu unserer Unterkunft fuhren, kam mir die Idee zum Untertitel dieses Reiseberichtes: Ich werde den Bericht „Feuchtgebiete“ nennen.