Nov 022009
 

Gestern, bei schönstem Sonneschein, habe ich wieder einmal erlebt, warum ich Ganzjahreskennzeichen fahre.

So gegen 11Uhr wurde ich, beim Blick aus dem Fenster immer unruhiger. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel, die Dicke stand, nach dem Umfaller wiederhergestellt unter der Plane vor der Tür; „Soll ich – oder soll ich nicht?“
Was für eine Frage. Ich kramte die Lederklamotten, die doch tatsächlich schon eine kleine Staubschicht angesetzt hatten vom Garderobenschrank, befreite die K von Ihrem Schlafdeckchen und startete mit dem Vorsatz eine kleine Bewegungsrunde gegen Stillstandsschäden einzulegen. Nur mal über Bobingen, Königsbrunn und abschliessend ein schnelles Tänzchen auf der B17 wieder zurück.
Bei Bobingen hängte ich eine Verlängerung über Großaitingen an und bog dann, im Kreisverkehr spontan in Richtung Schwabmünchen ab. Die Luft war angenehm, der Motor schnurrte und die bunte Herbstlandschaft flog vorbei. Auf der Piste waren kaum Dosen unterwegs und mit einem Mal meldete sich der durstige Tank mit einem roten Lämpchen.
An der Tanke dann die Erkenntnis: Wenn ich sie jetzt so vollgetankt abstelle, könnte durch die Sonneneinstrahlung der Treibstoff, den Naturgesetzen folgend sich ausdehnen, überlaufen und schwerste Umweltschäden hervorrufen. Das konnte ich auf keinen Fall riskieren, ist doch das Fortbestehen der Menschheit auch ohne solche Unachtsamkeiten mit den Bedrohungen durch die Schweinegrippe schon genügend gefährdet.
Also nahm ich die nächste Abzweigung Richtung Buchlohe zum Wohle der Menschheit unter die Räder.
Nebenbei wollte ich dann auch das neueste Ausbaustück der B17 von Landsberg nach Klosterlechfeld besichtigen. Man weiss ja nie, wann man so eine Ortskenntnis dringend benötigt!
Bei Buchlohe ging es darum auf die Autobahn, rechter Hand zum Greifen nahe die Alpen. Von der B12 kam eine dicke K1200LT mit gemächlichen 150kmh herein, ich bewunderte sie im Vorbeifahren.
Dann die neue Abzweigung Richtung Augsburg: Da hies es aufpassen, um die richtige Richtung zu erwischen. Beim Einbiegen auf die B17 bemerkte ich etwas Honda – oder Triumph ähnliches ebenfalls an der Einfahrt aus Richtung München kommen. Ab November fallen zweiradfahrende Kollegen doch wieder etwaas mehr auf.
Egal, weiter geht’s auf die bolzengerade, neue zweispurige Bahn.
Beim nächsten schnellen Blick in den Rückspiegel näherte sich einen einzelner Scheinwerfer rasend schnell.
Der LT-Fahrer hatte wohl inzwischen das Kabel des Föhns vom Gaszug entwirrt und nun ordentlich am Griff gerissen. Naja, ist ja eine 1200er, da sind auch die LT Schlachtschiffe ordentlich schnell…
Im nächsten Augenblick sah ich dann ebenfalls im Rückspiegel den Scheinwerfer des Joghurtbechers nach oben rucken und sich mit steigender Geschwindigkeit ebenfalls nähern. Dann war er auch schon vorbei, hatte offenbar die Verfolgung der Schrankwand aufgenommen, vielleicht hatte er gesehen, dass im Bordfernsehen der LT gerade das Mutantenstadl oder etwas ähnliches lief.
Es verstimmte mich dann doch etwas, dass hier anscheinend jeder glaubte, nur weil meine alte Dame stolze 23 Jahre auf dem Buckel hat, könnte man sie links, bzw rechts liegen lassen und so bewegte sich meine Gashand mehr aus Reflex ruckartig ebenfalls nach unten.
Fairerweise muss ich noch sagen, dass die LT äusserst STVO – konform fuhr und deshalb bei der nächsten Geschwindigkeitsbegrenzun hinter mir blieb; Es ist doch erstaunlich, wie sich die Bremsen weiterentwickelt haben – mir gelang es jedenfalls nicht so schnell die Geschwindigkeit wieder herunterzubremsen und so sauste ich hinter dem Japaner an der Telefonzelle vorbei.
Dann allerdings kam mehr und mehr Dosenverkehr auf – vermutlich hatten die Friedhöfe geschlossen und so wurde unsere kleine Wettfahrt jäh auseinandergerissen. Einige Autolängen vor mir sah ich den unbekannten Racingteilnehmer noch sich durch die Reihen schlängeln, als ich die Ausfahrt nach Haunstetten nahm und mich ruhig und langsam, mit knisterndem Auspuff der heimatlichen Garage näherte.

Apr 092009
 

Nachdem ich am Samstag eher widerwillig gestartet bin war die Anfahrt doch recht kurzweilig. Nicht nur weil ich meine mitfahrenden Jüngsten bei Ihrem ersten Dosenausflug begleitete…
Die Bahn war leidlich frei und der Verkehr hielt sich in angenehmen Grenzen.
Kurz vor Rottweil steht ein Schild an der A81: Naturpark Südschwarzwald oder so ähnlich. Dort fing es dann auch prompt zu regen an.

Glücklicherweise nicht so stark und mit immer wieder trockenen Abschnitten, so dass kein Tropfen durch das dicke Lederzeug meine winterlich bleiche Haut erreichte.

Irgendwo bei Tuningen überholte ich eine silberblaue (?), mit 2 Personen beladene K1200; Sollte das jemand aus dem Forum gewesen sein, bitte ich das respektlose Manöver meiner kleinen K100 zu verzeihen; – Meine Söhne hatten zwischenzeitlich entdeckt, dass das Gaspedal noch Spielraum nach 140km/h hatte und ich war mir nicht sicher, ob sie die richtige Ausfahrt bei Donaueschingen finden würden.

Auf diesem Zubringer scheuchte mich dann auch hinterrücks ein seltsames Fahrzeug von der, eigentlich von mir gepachteten linken Spur.

Schwarz war das Fahrzeug mit allerlei weissem plastikzeugs ringsherum beklebt und ohne jegliche Beschriftung sah ich das porscheähnliche Fahrzeug urplötzlich im Rückspiegel auftauchen und konnte gerade noch nach rechts weghuschen, da war es auch schon vorbei.

Vermutlich sind wir dem Erlkönig begegnet:

„Du liebes Kind, komm geh’ mit mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“

Wollen hätte ich schon mögen, nur leider war diese Rakete viel zu schnell für mich.

Runter von der Autobahn und auf der B317 konnten dann meine Jungs kennen lernen, wie es ist, eine Dose in kurvigem Geländ‘ zu bewegen.

Glücklicherweise hatte ich meine Winterhandschuhe auch dabei, denn ab Titisee wurde es dann richtig kalt.

Feldberg im Regen, wenn neben der Strasse noch meterhoch der Schnee liegt macht keinen Spass. Das dachte sich wohl auch der eingeborene Harleyfahrer, dem ich ein Stück weit folgte, in der Hoffnung er würde mir das Kurventempo vorgeben. Leider hatte der vermutlich nur im Sinn, wie er die Wasserflecken wieder vom Chrom bekommt und so musste ich ihn dann irgendwann hinter mir lassen. Starker Niselregen, nasse, glitschige Bitumenlängsstreifen und Kälte trieben mich schnell die Berg hinunter in’s Wiesental und ab Zell / Schönau wurde es dann auch wieder trocken.

Insgesamt hat sie tatsächlich doch Spass gemacht, meine erste größere Ausfahrt in diesem Jahr und ich nahm mir vor, den Heimweg ohne Dosenbegleitung zu machen.

Der Sonntag war per Regierungsdekret motorradfrei und dem Familienereignis vorbehalten. Nicht einmal zum Tatort durfte ich mit der K fahren.
Dies hatte ich zähneknirschend und mit Hinblick auf spätere, lohnendere Genehmigungsaktionen akzeptiert.
Was dann aber folgte, kann man nur unter „verschärfte Folter“ einordnen.

Bei schönem Wetter – es regnete dort tatsächlich nicht! – bekam ich einen Tisch, mit direkter Aussicht auf eine der schönsten Kurven, die ich im Schwarzwald bisher gesehen habe.

Direkt im Scheitelpunkt lag die Gaststätte „zum fröhlichen Landmann“ (auch „happy Agrarökonom“ genannt).
Mein Platz war am Tisch direkt vor dem Fenster und ich musste den ganzen Nachmittag lang Heerscharen von Bikern beim durchgleiten der Kurve zusehen.

Ich tröstete mich mit einer kurzen Sonntagabendrunde, die ich mir fest vorgenommen hatte. Auf dem Nachhauseweg fing es dann deshalb wohl auch wieder fürchterlich zu schütten an…

Montag vormittags, gerüstet mit bestem Wetter und vollem Tank breche ich auf, mit dem festen Vorsatz, nicht den kürzesten Weg nach hause zu fahren.

Nur wohin, wenn die Auswahl so groß ist? Irgendwie ist mir nach „Abenteuer“ und so biege ich bei Utzenfeld ohne Karte, Routenplaner Handy oder gar Navi Richtung Münstertal ab. Eine gut Wahl, wie ich finde obwohl es nun mit jedem Höhenmeter deutlich frischer wird, trotz Frühlingssonne.

Kurz nach dem „Wiedener Eck“ bei der Abfahrt ins Münstertal passiert es dann. Ich muss sagen, die – vielleicht gutgemeinten Warnschilder mit dem Hinweis auf die Anzahl der Verletzten und getöteten Motorradfahrer hat auf mich eine eher verunsichernde Wirkung und ich fahre ohne solche Schilder wesentlich sicherer.

Trotzdem nehme ich den Abstieg in’s Münstertal unter die Räder und es kommt unweigerlich, wie es kommen musste.
Schon ganz oben passiert es:

Die nächste Schnapszahl ist voll!

Die Abfahrt ist wirklich sehenswert und ich bin, am Montag Mittags fast der einzige Verkehrsteilnehmer.

An einer der unzähligen Kurven, in der Nähe des vorderen und hinteren Elends (warum die Orte wohl diesen Namen bekommen haben?) dann das Schild nach Stohren über den Notschrei. Von dieser Strecke habe ich schon gehört und der Hinweis „an Sonn- und Feiertagen für Krafträder gesperrt“ animiert mich dazu, nochmals die eisigen Schwarzwaldhöhen zu erklimmen.

Nur ein einsames Postauto stört meine Auffahrt und in Gießhübel beschliesse ich, auch noch den Schauinsland mitzunehmen und auf der Sonnenseite des Schwarzwaldes Richtung Kirchzarten meinen Weg zu suchen.

Auf der Passhöhe biege ich in Richtung Kirchzarten ab und habe an diesem Tag die erste Begegnung mit einem Lastwagen, der teilweise in den Spitzkehren 2 mal rangieren muss um die Kurve zu kriegen.

Von Kirchzarten aus fällt die Wahl schwer. Ich möchte noch bei Tageslicht heimkommen, aber irgendwie fehlt mir die Lust, jetzt schon Richtung Heimat einzuschwenken und durch’s Höllental die B317 anzusteuern.
Bis Freiburg hatte ich den Schwarzwald schon oft unter den Rädern – damals mit der Dose auf Montage. Der Hochschwarzwald dagegen lockt mit Namen wie Triberg, St. Georgen, St. Peter… Moment! St. Peter? davon habe ich noch gar nichts gehört. Das kann kein kleines Nest sein, wenn es 35km vorher schon angeschrieben ist.

Wagemutig biege ich in die angezeigte Richtung ab und fahre abwechselnd durch kleine Schwarzwalddörfer und hohe Wälder. Die Strassen sind angenehm kurvig, aber lange nicht so anspruchsvoll wie das Belchengebiet – also genau richtig um meine winterlich angestaubten Knochen nunmehr nicht weiter überzustrapazieren.

St. Peter entpuppt sich als ein Kloster mit angeschlossenem Ort. 1093 gegründet, wie ich später in Wikipedia nachlese und überragt von einer imposanten Klosterkirche, die auf mich irgendwie überdimensioniert wirkt.

Möglicherweise hätte ich als kultivierter Mensch hier verweilen sollen und mir zumindestens den Innenraum ansehen, aber mich zieht es weiter.

Nicht weit davon steht an der Strasse ein unscheinbares braunes Schild mit der Aufschrift Kandel. Es weist in die gleiche Richtung wie die Wegweisung nach Waldkirch.
Irgendwann hatte ich mal einen leckeren Waldkirchener Spätburgunder und ich nehme mir vor, diesem freundlichen Ort einen Besuch abzustatten. Wo es so guten Wein hat, muss es auch freundliche Menschen geben!

Zwischen Waldkirch und St. Peter befindet sich dieser mysteriöse Ort Kandel und etliche Meter angenehm gewundener Strasse durch duftende Wälder. Die Lokation erweist sich wieder einmal als Passhöhe und stellt die höchste Erhebung im mittleren Schwarzwald dar, wie meine späteren Recherchen ergeben.
Hätte ich meinen Schlitten im Gepäck, wäre eine Rodeltour noch möglich gewesen.

Von dort oben hat man einen sagenhaften Ausblick, leider war es sehr dunstig und so setze ich meinen Weg Richtung Waldkirch fort.
Die Strecke vom Kandel nach Waldkirch soll bei Radfahrern sehr beliebt sein und tatsächlich begegnen mir auch einige, die diese Strasse bergauf hasten. Wobei Strasse eine ziemlich großzügige Bezeichnung für dieses Meisterwerk Baden-Würtembergischer Baukunst ist. Gebaut nach dem Motto „Vieli Fleck gähn au e Strooß“ kann das eigentlich nur eine Art Notausgang sein.

Hier hat auch ein naher Verwandter unserer K’s eines seiner letzten Rückzugsbiotope: Das Fichtenmoped!
Mit Biberähnlichen Bauten richtet es sich in den Wäldern nach seinem ureignen Geschmack ein. Die Anzahl der Knickfichten beweist, dass die Population noch lange nicht ausgerottet ist.

Unten im Tal grüßt mich die Kastelburg von der gegenüberliegenden Bergflanke.


Hier ist es nun endgültig Frühling und Büschel von „Himmelsschlüsseli“ im Wald wechseln sich mit Narzissen und Forsythien in den Ortschaften ab.
Die ersten Fluginsekten verabreden sich mit meinem Visier zu spontanen Verbrüderungsfesten. Wie ich kurz darauf vernehme, sollen viele davon ein echter Knaller gewesen sein!

Hier gibt es vorerst keine steilen Bergstrecken mehr und ich folge nun dem gewundenen, weidenbewachsenem Lauf der Kinzig in eines der größten Schwarzwaldtäler.

Nachdem ich kurz vorher erwog, dem Glottertal einen Besuch abzustatten lockt mich nun doch die Wegweisung nach Freudenstatt noch ein letztes Mal auf die Höhen des Schwarzwaldes.
Freudenstadt – den Namen kenne ich von der A81 und das ist die Richtung, in die ich letztendlich auch hinmuss. Tatsächlich steht auch schon bald ein Autobahnzeichen auf der Wegweisung, welcher ich in gemächlichem Tempo folge.

Gemächlich deshalb, weil mit einem Mal das Verkehrsaufkommen, speziell der großen Brummi’s gewaltig angestiegen ist.
Ich konnte trotz angestrengtem Nachforschens immer noch nicht herausfinden, welchen Sinn es hat, aus der Rheinebene gewaltige Baumstämme hinauf in den Schwarzwald zu karren.
Vor Allem weil diese Stämme entrindet und entastet waren.

Hätten sie noch ihr Nadelkleid und Wurzeln gehabt würde ich vermuten, dass hier der Schwarzwald für Touristen mit Baumriesen aufgeforstet wird, aber so muss ich schlussendlich vermuten, dass es mir durch Zufall gelungen ist einen der geheimnisvollen Langholzschmugglerwege der Eingeborenen zu entdecken.

Trotzdem macht die langsam ansteigende Strecke durch Ortschaften wie Gengenbach, Wolfach oder Schiltach Spass.

95km zieht sich das Tal insgesamt durch den Schwarzwald und soll schon in römischer Zeit ein bedeutender Verkehrsweg gewesen sein, wie ein beschrifteter Mauerrest auf einer der pestartig überall anwachsenden Kreisverkehrsinseln behauptet.

Mit Schramberg erreiche ich dann wieder die Höhe des Schwarzwaldes und Namen wie z.B. Junghans erinnern mich daran, dass ich in der Fünftälerstadt im Reich der Tüftler und Erfinder bin.

Bald schon endet der bergige Teil des Schwarzwaldes und die Gegen verwandelt sich in ein sanft geschwungenes Auf und Ab kleiner Hügel, während ich Richtung Rottweil fahre. Noch ein kurzer Stop für ein letztes Foto über die Schulter am Strassenrand.

Lustigerweise bin ich nicht der einzige Fototourist hier, vor mir parkt ein weisser Passat aus Karlsruhe. Durch die abgedunkelten Scheiben kann ich vage eine beeindruckende Fotoausrüstung entdecken und während ich einen Schluck Wasser aus meinem Tankrucksack trinke, gelingt dem Kameraden ein geglückter Schnappschuss eines vorbeirasenden LKW’s.

„Weidmannsheil, Kollege“ denke ich schadenfroh, während ich meinen Helm für die nun folgende Autobahnstrecke festzurre.

Ob wohl der Rest der Familie mit der Dose schon zuhause ist? Möglicherweise, aber sicher war deren Strecke lange nicht so schön wie meine. Auf dem Rasthof Schönbrunn gönne ich mir noch ein leckeres Mittagessen und meiner K einige Liter Sprudel.

Wärend ich auf der Terasse meinen Espresso schlürfe, biegt ein rotes Auto mit Augsburger Kennzeichen in eine der Parkbuchten ein. – Familienzusammenführung, insgeheim grinse ich; Ich werde doch Erster in der Heimat sein.

Okt 122008
 

Heute Mittag nutzten wir das wunderschöne Wetter für eine kleine Ausfahrt durch die Westlichen Wälder mit Kaffestop in Mindelheim. Nach einem kleinen Rundgang durch die Mindelheimer Altstadt, wobei wir mal eben alle Caffee’s checkten, landeten wir wieder bei dem Kaffehaus, vor dem auch unser Motorrad parkte. Die Sonne schien mit aller Kraft und ein Tisch war gerade für uns frei geworden.

Wir hatten gerade bestellt, als ich hinter mir ein Brummen und Bullern ersterben hörte und danach mehrere Stimmen.

Ein Motorrad vor einem Lokal bleibt anscheinend selten alleine. Obwohl es knallevoll war rückten wir zusammen und waren mit einem Mal in eine fröhliche Motorradfahrer-Runde verwickelt.

Ob uns das bei einem Ausflug mit dem Auto oder dem Rad wohl ähnlich ergangen wäre?

Aug 252008
 

Frohen Mutes, vollgepackt und vollgetankt und mit 3 Stunden Verspätung ging es los. Diese Verspätung gedachte ich jedoch auf den ersten 100Kilometern wieder einzuholen, da ich diesmal nicht auf die Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung aus war, sondern einfach über die B12 Richtung Alpen bretterte.

Bis Immenstadt lag ich dann auch wieder voll im Plan, da jedoch trafen mich die Unzulänglichkeiten meines Paperback-Navis mit voller Härte. Irgendwie wollte ich nicht so recht glauben, dass ein Tourenplaner Oberstaufen mit Obersdorf verwechselt hatte, demnach musste der Fehler wohl doch eher bei mir liegen.

Nach kurzer Leberkäs-Semmel-Rast mit Kartenstudium beschloss ich den Riedbergpass zum ersten Pass meiner Tour zu machen.

Ich war etwas skeptisch, was die Baustellen betrifft von denen ich im Internet gelesen hatte, aber sooo schlimm war’s dann auch wieder nicht.

Danach fand ich wieder zur geplanten Route zurück und war überraschend immer noch im Zeitplan.

Durch frische grüne Täler ging es auf beschwingter Route durch Dörfer in Richtung Faschinajoch,

selbst der freundliche Gendarm mit seiner Radarpistole konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Allerdings blieb ihm angesichts meiner angepassten Geschwindigkeit auch nichts anderes übrig, als mir freundlich zuzulächeln. An dieser Stelle möchte ich meinen besonderen Dank an den entgegenkommenden Fahrer eines blauen Joghurtbechers anbringen…

In der Beschreibung des Faschina stand: „unspektakulär“. Das mag ja sein, aber die Zufahrt fand ich wunderschön und auch der Adrenalinspiegel kam nicht zu kurz, da teilweise die Strasse bei Damüls durch Bauarbeiten so sehr beengt war, dass ich mich unvermittelt nach einer Kurve einem Kieslaster gegenüber fand, welcher partout nicht rückwärts fahren wollte.
Da die Strasse hier so eng war, dass es für uns beide kein Weiterkommen gab blieb mir nichts anderes übrig, als selbst rückwärts bergab zu „füsseln“ bis ich Gelegenheit fand mich mit meiner Dicken an die Wand zu pressen und den arbeitswütigen Kieskutscher vorbeizulassen. Manchmal ist halt doch Größe entscheidend und der Klügere gibt nach (bis er selbst der Dumme ist)

Weiter gings mit einer grandiosen Aussicht, die nur ganz zum Schluss mit dem Blick auf die letzten paar hundert Meter galerieüberdachter kerzengerader Gipfelanfahrt leicht getrübt wurde.

Nach einem obligatorischen (unspektakulären) Passhöhenfoto, welches ich nur der Vollständigkeit halber hier einfüge,

versuchte ich aus meiner Routenplanung weiter schlau zu werden und wandte mich in Richtung…?
Ja, an der Stelle, an welcher eigentlich der Name der Stadt stehen sollte, war ein nettes blauer Fähnchen gedruckt und ich war froh, neben 50 Seiten Routenausdruck auch noch eine etwas ältere, aber doch bodenständige Landkarte eingepackt zu haben.

Nach weiteren Verfahrern befand ich mich endlich wieder auf der richtigen Spur in Richtung Vaduz und unversehens war ein Grenzübergang passiert, nur welcher? Befand ich mich nun in der Schweiz oder in Lichtenstein? So richtig war das nicht zu erkennen, auch nicht beim Einkauf in letzter Minute, denn hier herrschte der Schweizer Franken.

Somit war wieder eine der großen Fragen, die mich schon lange beschäftigten gelöst: Wer sind denn eigentlich die Lichtensteiner? – Die Antwort darauf lautete für mich: Die Lichtensteiner sind Schweizer, welche zufällig in einem Land mit dem Namen Lichtenstein beheimatet sind.

Weiter gings über einen Flecken, der mit dem netten Namen Maienfeld beschriftet war und landschaftlich für mich eine Überraschung darstellte. Plötzlich fand ich mich in einer Weinbauregion wieder, die mich mehr an den Kaiserstuhl erinnerte, wären da nicht die imposanten Berge im Hintergrund gewesen. Auch der Name Maienfeld bewegte irgendwas in meiner Erinnerung, aber ich kam nicht darauf, bis zuhause meine Frau bei dem Namen spontan sagte: „’s Maiefeld, wo’s Heid g’wohnt hät“

So langsam neigte sich der Tag dem Ende zu und ich erreichte den Punkt, an dem mein Routenplaner das nette Symbol „Übernachtung1“ platziert hatte.
Kurz entschlossen bog ich bei Landquart von der Strasse ab, als ich das Zeichen Campingplatz entdeckte.
Halbwegs war ich darauf vorbereitet abgewiesen zu werden, denn mittlerweile war es 20:30Uhr durch und ich war mir nicht sicher, ob so ein Campingplatzbüro um diese Zeit noch geöffnet wäre.
War es auch nicht, aber wie verblüfft war ich, als ich an der Tür ein Schild sah: „Lieber Campingplatzbesucher, unser Büro ist nicht mehr geöffnet, aber suchen Sie sich doch rechts der Strasse selber einen Platz und melden Sie sich dann morgen bei Uns“

Froh dass mein erster Camping-Versuch nicht wild in freier Natur stattfinden sollte, fuhr ich in den Platz ein und suchte mir ein Fleckchen, das etws versteckt lag um mich nicht bei meinen ersten Campingversuchen dem Spott aller erfahrenen Camper auszusetzen.

Zum Glück hatte ich das Aufbauen zuhause schon mal geübt und ruckzuck stand mein Zelt.

Ich war auch ordentlich stolz darauf. Nach einer kurzen Inspektion der sanitären Anlagen verschwand ich in meiner Stoffhöhle, mein mitgebrachtes Buch in der Hand um dann festzustellen: Ich finde den Lichtschalter nicht!!!

Notiz auf dem Merkzettel: Taschenlampe für die Campingausrüstung besorgen.

So blieb mir also nichts anderes übrig als nach einem kurzen Anruf zuhause in den Schlafsack zu kriechen und einzuschlafen…

Nach einer langen Nacht, in der ich so ca. alle 2 Stunden geweckt wurde, da ein – offenbar direkt am Zeltplatz vorbeifahrender Zug es sich nicht nehmen lies jedesmal seine Signalpfeiffe zu betätigen, kletterte ich sehr zeitig wieder aus meinem Schlafsack.
Entgegen der Vorhersage meiner daheimgebliebenen Frau konnte ich ohne weiteres noch gerade stehen und war auch einigermaßen ausgeruht und erholt.
Mit meinem Reisebadeausrüstung schlich ich über den schlafenden Zeltplatz zu den Duschen. Ganz oben über’m Tal versprachen die Sonnenstrahlen wieder einen sonnigen Tag und tatendurstig wollte ich diese Zeit nicht verschlafen oder mit Frühstücken vertrödeln. Danach setzte ich meine neu erworbene Campingkaffekanne auf den Gaskocher und machte mich daran, alles wieder einzupacken und zu verstauen. Die Plastikplane, die ich als Unterlage eingepackt hatte, verhinderte, dass ich ein nasses Zelt einpacken musste und ich war wirklich überrascht, dass sich alle Packstücke wieder in Originalgröße verstauen liessen. Der Kaffee war auch geniessbar und die Welt (noch) in Ordnung.

Theoretisch hätte ich mich um diese Zeit auch wieder ohne zu zahlen davonmachen können. Ich war gerade dabei trotzdem ein kleines Brieflein mit der Zeltplatzgebühr zu bestücken, als doch das Büro geöffnet wurde. Schnell waren alle Formalitäten ausgehandelt und die Fuhre abfahrbereit.

ch schlängelte mich in den einheimischen Morgenverkehr und nahm mein nächstes Ziel – Davos unter die Räder.
Sehr früh am Morgen erreichte ich das Bergdorf, welches noch sehr verschlafen dalag. Nur ein paar Jogger und Gassigeher waren an dem ruhigen Bergsee zu sehen.

Nun sollte einmal ein „richtiger“ Pass meine Tourliste bereichern. Mutig nahm ich die Abzweigung Richtung Fluelapass in Angriff, welche glücklicherweise auch gut beschildert war. Meine Routenplanung würdigte ich keines Blickes mehr.
Die Passstrasse war zwar nicht glatt und neu, aber bis auf eine Baustelle mit einem sehr tiefen, überraschend auftauchenden Schlagloch gut befahrbar.
Meter um Meter kam ich höher in die Bergregionen und es war nun gut zu bemerken, dass ich damit die 2000er Grenze überschritt.
Die gigantischen Geröll und Schutthalden beeindruckten mich so, dass es dem kleinen Aussichtsplatz nicht schwer fiel, mich zum Anhalten und fotografieren zu verlocken.

Überraschenderweise hatte ich hier auch sehr guten Handyempfang und da es immer noch sehr früh war, beschloss ich die neu eingerichtete EMailfunktion meines Handys zu testen und meiner Tochter ein Foto als Gruß zu mailen.
Bei der Weiterfahrt warf ich gewohnheitsmäßig einen Blick in den rechten Spiegel und sah – blauen Kunststoff!!! Nach einer Schrecksekunde war mir sehr schnell klar: Der Schuldige musste das gewaltige Schlagloch an der Baustelle gewesen sein. Vermutlich hatte sich die Halteklammer gelöst und das Spiegelglas dann bei der nächstmögliche Gelegenheit klammheimlich den Abflug gemacht. Was tun? Mit leerem Spiegel weiterfahren oder zumindestens hoffen und versuchen das Glas
wiederzufinden?

Ein paar Scherben um hinter sich zu sehen sind besser als gar nichts dachte ich und lenkte mein Mooped wieder talwärts, Richtung Davos.
Nicht weit von meinem Halteplatz, in einer engen Kehre bei einem Gasthaus sah ich das desertierte Spiegelglas, mitten auf der Fahrbahn am Boden liegen. Glitzernder Staub um den Fundort verhies nichts Gutes.
Ich wollte nicht riskieren, von einem anderen Verkehrsteilnehmer auf die Hörner genommen zu werden, stellte meine BMW auf den, noch leeren Parkplatz des Gasthofes und keuchte zu Fuß an den Fundort zurück. Oje! Da war schon jemand drübergefahren! Ich hoffte inständig, dass dessen Reifen dies gut überstanden hatte und nahm die traurigen Reste mit. Mehr aus Sentimentalität als aus der Erwägung heraus aus den Scherben nochmals Nutzen zu ziehen klebte ich das Teil mit Gewebeband aus dem Notfallbürzel wieder fest.

Nochmals nahm ich die Passhöhe in Angriff. Vorbei an meinem vorherigen Rastplatz folgte wieder eine kurvenreiche Strecke und ich versuchte so gut als möglich mich nicht von bergaufkriechenden Schnecken oder Murmeltieren überholen zu lassen.
Ja! Das muss das sagenhafte Passfeeling sein, von dem die Alpenfraktion immer so schwärmt. Gas geben, runter schalten, einbremsen, flachlegen, Gas geben, hochschalten…! Verd***! Was war das eben für ein schwammiges Gefühl beim Kuppeln?
Egal, die nächste Kehre, runterschalten, einbremsen, flachlegen, Gas geben, Kupplung hoch- „Klack“ ging der Kupplungshebel leer durch. Aha, das Schreckgespenst, der Kupplungszug. Blitzartig ging mir die Szene durch den Kopf, als ich gestern, einen Universalzug in der Hand meinem Sohn erklärte: „Da müsste ich jetzt noch den Universalnippel suchen, der muss hier irgendwo liegen, aber – ach was, dann komme ich ja nie los, den lasse ich jetzt da!“
So schnell rächte sich diese Nachlässigkeit nun. Im Angesicht des Gipfelgasthauses rollt ich im 2 Gang auf den Parkplatz an dem kleinen Bergsee und war ersteinmal verblüfft, das ich, statt auszukuppeln und anzuhalten hoppelnd die Maschine abwürgte. Tja, soo schnell gewöhnt man sich nicht an das Fahren ohne Kupplung.

Nachdem ich den Schaden untersucht hatte, schmiss ich mich zuerst einmal verärgert in’s Gras und sah den, nun vermehrt vorbeikommenden Motorrädern zu.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir im Klaren darüber war, was nun zu tun wäre. Ohne Kupplung eine unbekannte Strecke weiterfahren in eine Gegend, die ich nicht kannte hatte ich eigentlich keine Lust. Aber halt, wozu hatte ich vor Fahrtantritt einen Auszug aus der Userliste eingepackt. Ich suchte mir eine Handvoll Telefonnummern heraus und versuchte mein Glück. Seltsam, alle Nummern nicht erreichbar. Dann verständigte ich zuerst einmal meine Heimatbasis und erinnerte mich daran, dass ich doch so ein kleines goldenes Kärtchen im Geldbeutel haben musste. Bei dem Sortiment, das die gelben Engel so mit sich rumschleppten, müsste doch bestimmt auch ein Universalzug sein. Dummerweise hatte ich keine Ahnung, wie sich der hiesige Motorclub nennt,darum wandte ich mich dann an die Auslandsnotrufzentrale, welche auch sofort den schweizerischen Verein verständigen wollte.

Eine Stunde Geduld müsse ich aber schon haben.
Zwischenzeitlich gelang es mir, Traktor zu erreichen, welcher nicht nur meinen Hilferuf in’s Forum setzte sondern mich auch aufklärte, dass ich – obwohl ich mich in der Schweiz befand auch schweizer Vorwahlen zu wählen hätte. Kurze Zeit später war ruma bereit mir ein Ersatzteil zu bringen, was aber noch bis abends dauern würde.

Kaum 10 Minuten später meldete sich der TCS und versprach, sich mit einer Werkstatt in Davos in Verbindung zu setzen, welche mich wieder flott machen würde.

Fluela

Die Sonne verjagte so nach und nach die Morgenkälte, über mir an den Hängen hörte ich ab und zu Murmeltiere pfeiffen und neben mir auf der Stasse kam eine nicht enden wollende Parade aller Motorradmarken vorbei. Ich legete mich in die Sonne und wartete. Dies war ein fataler Fehler und ich notierte später in meinem gedanklichen Notizzettel:

„Bei Passfahrten, Sonnenschutz einpacken“

Nach einiger Zeit, als sich die Motorradmarken zu wiederholen begannen, dachte ich mir: ich bin ja mit allem ausgerüstet, es geht auf Mittag zu, da kann ich mir ja zwischenzeitlich ein kleines Mittagessen kochen. ich begann nachzuforschen, was ich so in Koffern und Taschen hatte. Eine Zwiebel, Reis, rote Linsen, ein sündhaft teures Döschen Rindfleisch aus Vaduz (obwohl der Geruch daran erinnerte stand es nicht im Tiernahrungsregal!!!) und passende Gewürze. Das würde ein leckeres Reisfleischgericht ergeben.

Outdoor-Küche

Kaum war alles ausgepackt, die Zwiebel geschnitten, der Reis mit dem Öl und dem gewürfelten Fleisch im Topf, rief ein jüngerer Mensch von einer Autogarage an und stellte sich als Beauftragter des schweizer Automobilcubs vor.

„Ja wo sind sie? Was, sie können das Gipfelhaus sehen, ja da sind Sie ja schon ganz oben!
Das ischt jetz aberdumm, wissen sie, wir sind eine Autowerkstatt und gar nicht auf Töffli eingestellt! Da müssten wir sie ja mit dem Hänger holen, das isch jetzt aber saudumm…“

Auf meinen Hinweis, dass der gute Herr ja nur schnell einen Universalzug einpacken und mitnehmen könnte, antwortete dieser:

„Ja wissen Sie, wir sind eine Autowerkstatt, da hat’s keine Kupplingszüge“ (Ich muss mich mal bei Gelegenheit mit dem technischen Fortschritt der schweizer Automobiltechnik befassen…)

Ich teilte Ihm dann mit, dass ich dann ja auch nach Davos ohne Kupplung runterkommen könnte, denn im Gedanken sah ich meine treulose Dicke schon flach auf einem Anhänger liegen.
„Ja, des isch guet, dann kommen Sie mal zu uns in die Werkstatt, dann schauen wir weiter…“

Grummelnd packte ich mein angefangenes Mittag essen vorsichtig in den Tanrucksach und fing an, mein Gepäck wieder zu verstauen. Die Dicke auf die Strasse geschoben, aufgesessen, Zündungein und anrollen lassen. Brav sprang sie an und nach einigen vergeblichen Versuchen auch den dritten Gang zu erreichen, schlich ich im zweiten bergab. Reihenweise wurde ich von anderen Bikern, PKW’s einheimischen LKW’s und einmal auch von einem Radfahrer, welche hier gehäuft auftreten und sich schon lange vorher durch lautes Keuchen – zumindestens bergaufwärts – ankündigten.

Die Ampel an der Baustelle stand netterweise auf grün und ich konnte ohne peinliche Momente weiterrollen.

Unten in Davos angekommen stand ich dann vor einem verschlossenen Bahnübergang, mit abgewürgtem Motor. Sch***.
Nebenan war – oh Wunder- ein BMW Vertragshändler. Hoffnungsvoll betrat ich die Werkstatt, und fragte nach Motorradteilen aber, wie sollte es anders sein, dieser führte nur Autoteile.

Wieder rief ich bei der Werkstatt an und bat um Navigationshilfe, damit ich zur Werkstatt käme. Leider war der junge Mann am Telefon nicht in der Lage mir den Weg von meinem Standort zu beschreiben und empfahl mir „einfach“ mal durch Davos zu fahren, bis ich an eine BP-Tankstelle käme.
Ohne Kupplung im Stop-and-Go zur Mittagszeit durch Davos. Klasse! Immerhin hatte ich Zeit zu vermerken, dass hier im Ort eine große jüdische Gemeinde vorhanden sein musste. Auf Schritt und Tritt vielen mir vor Allem die Männer mit den typischen Schläfenlocken auf.

Zum Glück erinnerte ich mich auch an Gourmi’s Tip, und mit schlechtem Gefühl ob der rauen Behandlung meines Anlassers, kam ich mit eingelegtem 2.Gang und Nachschieben + Anlasser immer wieder in’s Rollen und irgendwann an besagte BP-Tankstelle.

Dort wartete dann die Telefonstimme und der Werkstattmeister schon auf mich.
Die beiden besahen sich das abgerissene Kupplungsende und teilten mir danach mit, dass sie da gar nichts machen könnten und den Heimtransport des Töffli’s an meinen Wohnort organisieren könnten.
„Aber 300 Met’r weiter isch eine Töffliwerkstatt, vielleicht können die was tuen!“

Schlaumeier, da hätten die aber auch schon längst anrufen und nach einem Kupplungszug fragen können!

Ich bedankte mich also für die „Hilfe“ erklärte den Fall für abgeschlossen und machte mich auf, meinen Anlasser weiter zu quälen und selber Abhilfe zu suchen.

Ich steuerte nacheinander 2 „Velowerkstättli“ und eine „Töffliwerkstatt“ an, ohne dass jemand mit einem Universalkupplungszug weiterhelfen konnte. I
mmerhin, hatte der Kawasakihändler für mich den Tipp parat, dass am Eingang von Davos (200m von der Stelle, wo ich nach der Abfahrt vom Pass gelandet war) eine Landmaschinenwerkstatt wäre, die hätten vielleicht sowas.

Tatsächlich kam dort der Werkstattmeister nach einiger Zeit mit einem passenden Zug und einem Universalschraubnippel wieder. Dazu stellte er mir noch eine Drahtschere und einen dicken Schraubenzieher zur Verfügung, womit 10 Minuten später der Schaden behoben war und ich endlich wieder kuppeln konnte.

Landmaschinen Heldstab - der Held!

6 Stunden später und 10€ ärmer setzte ich dann zur zweiten Erstürmung des Fluela an.

Ich hielt mich nicht mehr mit der Passhöhe auf, Gipfelfotos waren mir nun auch egal; Ich wollte endlich sehen, was hinter dem Pass auf mich wartete. Mein Zeitplan war sowieso im Ar*** und beim nächsten Tankstop begann ich mich neu zu orientieren.

Abzweigung Livignotal

Richtung Süden, und damit in Richtung meines ursprünglichen Zieles Ledrosee türmten sich mit einem Mal dunkle Wolken auf. Nasswerden und im Regen campen? Nein, das wollte ich nicht. Genaugenommen hätte meine Tour sowieso nur 2 Tage dauern sollen und es bedurfte eigentlich nicht mehr des geschlossenen, mautpflichtigen Tunnels in’s Livignotal um meine Entschluss zu festigen: Ich fahre wieder heim.

Ofenpass
Mit Hilfe der Karte wurde die neue Richtung festgelegt: Über den Ofenpass, mit einem kleinen Schlenker durch das Meraner Tal sollte es über den Reschenpass und den Fernpass nach Garmisch und von dort wieder heimwärts nach Augsburg gehen.

Durch immer mehr italienisch anmutende Landschaften ging es über die Grenze nach Südtirol. sanft geschwungene Landschaften mit reizvollen Aussichten, schmucke kleine Dörfchen, die irgendwie südländisch und andrerseits doch wieder seltsam vertraut wirkten.

zum Reschenpass

Allmählich beruhigte sich mein Groll und ich konnte einfach nur noch fahren und geniessen.

Nauders

Ganz leicht nur bedrückte mich die dunkle Wolkenfront in meinem Rücken,

bis am Fernpass mit einem Mal Regentropfen an meinem Visier ankündigten, dass es an der Zeit wäre, die Regenkleidung anzulegen.

Fernstein Fernpass

Ein letzter Tankstop noch und dann war ich wieder in Deutschland.

Von Garmisch über Ettal wurde es immer finsterer; Kurz dachte ich daran über die Autobahn Richtung München auszuweichen, aber das Schild Augsburg über Bundesstrasse 113km hielt mich davon ab.
Mittlerweile war ich, die unfreiwillige Pause am Fluela abgerechnet, 11 Stunden unterwegs und mein Popometer gab an, dass es nun Zeit wäre zum Ende der Fahrt zu kommen.

Und dann brach es los! Noch nie – und ich bin schon viel bei jedem Mistwetter, Schnee, Hagel und Gewitter gefahren – aber niemals war ich vorher bei einem solchen Unwetter unterwegs!

Zum Glück hatte ich Foto und Handy vorher in einem wasserdichten Beutel im Bürzel verstaut. Der Regen prasselte derart herunter, dass ich jedesmal erleichter war, den Reflektor des nächsten Begrenzungspfostens auftauchen zu sehen, der mir bestätigte, dass ich noch auf der Straße war.

Glücklicherweise liessen sich wohl viele Dosenfahrer von diesem Wetter abschrecken, und die Momente, in welchen ich total im Ungewissen war, wo in dem Glitzerndem Lichtermeer vor mir noch fester Boden war hielten sich in Grenzen.
Gut, die Alternative wäre, mitten in der Pampa, irgendwo zwischen Peiting und Schongau anzuhalten und abzuwarten, ob das Unwetter irgendwann wieder aufhören wollte.
Aber jeder Meter – und wenn auch nur mit 20km/h gekrochen brachte mich einer warmen Badewanne näher und so schlich ich weiter.

Es war interessant, zu Hause festzustellen, dass der Inhalt der Koffer und auch des Louis-Bag’s trotzdem trocken geblieben waren. Der Tankrucksack war allerdings total durchweicht und hätte ich nicht das meiste zusätzlich in Plastikbeuteln verpackt, könnte ich nun wohl den entstandenen Brei unbesorgt in der Mülltonne entsorgen.

Nach einem entspannenden Bad, mit einer heissen Tasse Tee in der Hand konnte ich dann auch schon wieder denken: „Schee war’s, des mach i wieda.“

Gesamt: 734km; Durchschnittsverbrauch: 5,7l; Gesamtkosten 55€Sprit ca. 30€Übernachtung /Verpflegung