Dez 242012
 

Es soll ja Menschen geben, die Ihre Weihnachtsgeschenke schon lange vor dem Fest alle eingekauft und verpackt haben – ich gehöre nicht zu dieser Spezies. Jedes Jahr, am Nachmittag des Heiligen Abends, sitze ich in meinem Büro und packe die Geschenke ein. Vor mir die lange Excel-Liste, mit der Geschenke Planung, einen schönen heissen Kaffee dazu, während sich im Wohnzimmer der Rest der Familie mehr oder weniger darum bemüht, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Wir haben da eine feste Arbeitsteilung. Ich besorge den Baum, bringe ihn ins Haus und befestige ihn im Christbaumständer. Für die Dekoration des Grünzeugs bin ich nicht mehr zuständig. Höchstens wenn ein Stern oder ein Apfel ganz oben hängen soll ist meine Hilfe gefragt.

Christbaumkugeln gibt es bei uns nicht. Traditionell hängen an unserem Weihnachtsbaum (diesmal eine Nordmanntanne) entgegen aller Regeln der Botanik Äpfel als Schmuck.
Vielleicht ist ja dies auch schon ein kleines Weihnachtswunder: Eine Tanne die Äpfel trägt.

Dazu kommen Strohsterne, Holzschmuck und was sich im Laufe der Jahre so angesammelt hat, meistens sebstgemachte Ton und Filzschmuckstücke. Und Lametta! Über das Lametta gibt es regelmäßig Diskussionen. Meine Frau mag eigentlich kein Lametta, aber der Rest der Familie besteht darauf. Also Lametta. Falls jemand daran gedacht hat eins einzukaufen – wenn nicht wird das alte, sauber eingesammelte vom letzten Jahr recycelt.

Wir haben schon immer normale Wachsbaumkerzen. Bisher gab es zwar schon viele Weihnachtsbaumkatastrophen, aber ein Brand war zum Glück noch nie dabei. Seit wir einmal an Heiligabend mittags noch Kerzen suchen mussten, kaufen wir die Kerzen meist schon ein Jahr im Voraus ein. Die Kerzen brennen 2 – 3 mal an Weihnachten, da brauchen wir keine Lichterketten und mein Ehe-Pyroman steht auf Feuer und offenes Licht.

So wird also aus dem wilden Waldbewohner nach und nach ein domestizierter Wohnungsweihnachtsbaum, während ich mit Schere, Tesafilm und Papier kämpfe um Geschenke möglichst schön zu verpacken, damit diese verpackung ca. 5 Stunden später zerrissen und auf den Müll geworfen wird. Eine wahrlich sinnvolle und besinnliche Beschäftigung, die mich immer wieder erkennen lässt, wie klein doch mein Beitrag zum Fortbestehen des Universums ist.

Ich gehe nochmals die Tabelle durch, kontrolliere ein letztes Mal die Geschenkeverteilung – ohne elektronische Hilfe würde ich bei der Größe unserer Familie sonst nicht mehr durchblicken.
Jeder Geschenkestapel soll eine eigene Farbe bekommen deshalb jongliere ich mit einem riesigen Stapel an Papierrollen. Schon im Vorfeld gilt es zu planen, welche Geschenke eher großvolumig sind und eine große Menge Verpackungsmaterial benötigen und was eher klein und konzentriert ist und eventuell mit Restrollen vom letzten Jahr eingepackt werden kann. Das sind logistische Herausforderungen, die Augenmaß und räumliches Vorstellungsvermögen erfordern und deshalb naturgemäß mir vorbehalten bleiben.

Endlich sind die letzten Vorbereitungen getroffen, der Tesaabroller geladen, der Tisch freigeräumt – nichts hasse ich mehr als im Chaos auf dem Fussboden Päckchen zu verschnüren – und aus den Stapel Transportverpackungen, Plastiktüten und Tragetaschen wird ein schöner bunter Stapel Geschenke.
Ich gebe ja zu, ich bevorzuge rechtwinklige Geschenke – das lässt sich sauber verpacken, keine unschönen Falten und ergibt ein wunderschönes Päckchen, das ich am Liebsten noch mit einer Schleife verzieren würde, doch Schleifen und Bänder haben wir zu Weihnachten abgeschafft, da diese den, ohnehin schon hohen logistischen Aufwand potenzieren würden. Schlimm sind Geschenke, die rundungen, Ecken Kanten Henkel oder ähnliches haben. Meist findet sich kein passender Karton mehr und mir bleibt nichts anderes übrig als mehr oder weniger kreativ das Geschenk in seine Hülle zu wurschteln.
Auch Riesenpakte, meist irgendwelche Möbelstücke stellen mich vor kreative Herausforderungen, vor denen ich manchmal sogar passen muss. Dann bekommt der Karton halt einen Stren oder eine Bauchbinde in dem, zum jeweiligen Geschenkestapel passenden Design. Solche Lösungen nehme ich nur ungern in Kauf, aber manchmal muss man eben auch an Weihnachten Kompromisse eingehen.
Ich versuche meist auch die Farbwirkung zu beachten und suche Geschenkpapiere in unterschiedlichen Farben; Ein blauer, ein grüner, natürlich auch ein roter und goldgelber Geschenkestapel, das schafft Stimmung und Farbwirkung und das wiederum ist ja sowieso fast der einzige Sinn und Zweck der ganzen Verpackerei. Natürlich geht es auch um die Spannung und den Spaß beim Auspacken, was ich gelegentlich durch sparsameren oder großzügigen Einsatz von Klabefilm zu beeinflussen suche, aber die meiste Zeit Ihres kurzen Daseins verbringen die Päckchen doch damit, die Wirkung des festlich geschmückten Baumes zu verstärken.
Und dann kommt, wie jedes Jahr die Mini-Katastrophe! Das Geschenk, das alle Regeln bricht, das Präsent, das in der Planung übersehen wurde, bei dem die erst-Verpackung missglückt ist oder der Inhalt der Papierrolle falsch eingeschätzt wurde – das Geschenk, für das mir das Verpackungsmaterial in der Farbe des Stapels vorzeitig ausgegangen ist…

Diese Beschäftigung läutet bei mir häufig erst die Weihnachtsstimmung an und je nachdem, wie hektisch oder geruhsam diese Aktion ausfällt hält die Stimmung bei mir an. Manchmal bleib mir daneben soger noch Zeit für einen besinnlichen kleinen Blogartikel. Fröhliche Weihnachten!

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