Aug 032014
 

Herkulesbrunnen_IMG_0950Sonntag morgen, 8:45Uhr in Augsburg. Die Maxstraße ist verwaist, Haufenweise Parkplätzer zum Aussuchen. Ich parke mein Auto und packe meine Fotoausrüstung aus. Vereinzelt schlendern Menschen durch die Straße und ich überlege ob sie auf dem Nachhauseweg sind oder zu einem frühen Frühstück unterwegs sind. Den Gedanken, sie könnten zum Ulrich in den Gottesdienst gehen, verwerfe ich gleich wieder, nicht mit diesem Gesichtsausdruck. Ich überprüfe das Parkschild: Prima, zahlen nur an Werktagen, heute ist Sonntag. Meine Ausrüstung baumelt inzwischen um mich herum und ich nähere mich dem Objekt meiner Fotosession. Der Herkulesbrunnen liegt einsam und verlassen, netterweise ist der Platz drumherum frei von Partyresten und nur ein Bus der Augsburger Verkehrsbetriebe stört die Innenstadt-Idylle. Ich beginne mit meinem Standardobjektiv und suche einen Platz, der gerade noch auf der Verkehrsinsel liegt vor dem Brunnen auf – dort platziere ich mein Stativ. Inzwischen fährt ein erstes Auto langsam am Brunnen vorbei, fährt kurz langsamer, umrundet den Brunnen und fährt wieder in die Richtung aus der es kam. Kurz darauf höre ich Autotüren und Kindergeschrei.
Im nahegelegenen Hotel 3 Mohren erheben sich hartgesottene Frühstücksgäste von ihrem Tisch auf dem Gehsteig.
Ich schieße ein paar erste Probebilder und entschließe mich das Weitwinkelobjektiv aufzuschrauben. Währenddessen wird der Verkehr lebhafter, viele Fahrzeuge machen langsamer, einige umrunden die Verkehrsinsel. Auf dem Gehweg nähert sich die Familie mit einem Zwillingskinderwagen und einer Systemkamera um den Hals. Zielstrebig überqueren sie die Straße in Richtung Brunnen. Macht mir nichts aus – ich bin dazu übergegangen mit größerer Brennweite Detailaufnahmen zu machen, die werden mir nicht im Weg sein – eher umgekehrt.
Ein älteres Ehepaar nähert sich aus Richtung Hotel, in der Hand eine Kompaktkamera um den berühmten Brunnen zu fotografieren, auf dem Hotelvorplatz hat ein Mercedes angehalten um Gepäck einzuladen, währenddessen kommen laut schnatternd einige Kinder im Teenager-Alter in Richtung Brunnen, ihre Handys und Tablets tragen sie fotografierbereit vor sich her. Der Zwillingsvater hat inzwischen seine Familie vor dem Brunnen postiert um sie abzulichten, das ältere Ehepaar diskutiert aufgeregt über die Bedienung der, offenbar erst kürzlich angeschafften Kompaktkamera.
Ich sitze jetzt unmittelbar am Brunnen um aus einer tiefen Perspektive heraus die markanten Gesichtszüge des Herkules zu fotografieren, und versuche dabei der Asiatin auszuweichen, die neugierig zu mir herüberäugt.
Sie hält mir Ihre Kompaktkamera hin und bittet mich, ein Foto von Ihr zu machen. Ich tue Ihr den Gefallen in der Hoffnung, dass die fotografierende Menge nicht auf meine Ausrüstung tritt. Nachdem ich nach der Kompakten auch Ihr Handy zum Fotografieren bekommen habe, verabschiedet sie sich mit einem mandeläugigen Lächeln und ich kämpfe mich durch die Menge zurück zu meinem Fotostativ.
Ein Glück, dass ich meine Panoramabilder schon hnter mir habe, denke ich und packe meine Ausrüstung zusammen. Der Zwillingsvater dirigiert immer noch seine Familie vor dem Brunnen hin und her, das ältere Ehepaar hat nun wohl den Einschaltknopf gefunden und fotografiert sich gegenseitig, die Teenagerschar wird zum Auto zurück gerufen, ein jüngeres Pärchen mach Selfies mit ausgestrecktem Arm, mehrere Jugendliche mit Kaffeebechern posieren auf den Brunnenstufen.
Meine Fotosession ist dann wohl beendet. Ich fange mit dem großen Tele noch einige Details aus weiterer Enfernung ein, dann kehre ich zum Auto zurück. Aus der Ferne sehe ich noch die Asiatin – immer noch glücklich lächelnd auf Ihr Handydisplay starren, während ich mich in den Verkehr einfädle und im Rückspiegel den Kampf dreier Fahrzeuge um meinen freigewordenen Parkplatz beobachte, dann biege ich ab, den Milchberg hinunter Richtung Heimat. Es ist 9:30Uhr.

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