Okt 182013
 

[singlepic id=296 w=200 float =right]Die Wettervorhersage war für die nächsten Tage etwas unsicher, wir waren also sehr erfreut, als uns am nächsten Morgen der, schon von der ersten Reise her gewohnte blauweisse, wie gemalt wirkende Himmel erwartete. Zuerst noch etwas dunstig und verhangen rissen die Wolken zusehends auf und liessen uns auf Bilder hoffen die nahtlos an die Aufnahmen vom Mai anschließen konnten – jedenfalls was das Wetter betraf. Natürlich war auch in Rumänien die Natur weiter fortgeschritten, überall warteten die Früchte und Felder auf die bevorstehende Ernte.

[singlepic id=299 w=320 h=240 float=left]Für heute waren Aufnahmen des großen Ölschieferkraftwerkes vorgesehen, für das damals riesige Strecken an Leitungen verlegt wurden und ein ganzer Stadtteil dem Erdboden gleich gemacht wurde. Freilich hat das Kraftwerk nie funktioniert und wurde schließlich aufgegeben und dem Verfall preis gegeben. Von einer nahe gelegenen Wiese aus konnte man die, gleich einem riesigen Skelett aus dem Wald ragende Ruine sehen.

Weiter hatten wir ein wenig Lokalkolorit auf unserem Plan. Dazu wollten wir uns einmal ohne einheimische Führung durch den Ort bewegen. Wir gaben sicherlich ein lustiges Bild ab: zwei Touristen, die mit ihrem Auto in Schleichfahrt durch die Straßen krochen um alle paar Meter anzuhalten und mit Stativ und Kamera aus dem Fahrzeug zu springen. Trotzdem gelang es uns so recht gut die Atmosphäre des Ortes einzufangen, mit seinen verschiedenen Ausprägungen, den sich durch die Gegend schlängelnden Wegen, die gleich darauf wieder in schachbrettartig angelegte Siedlungen übergingen.

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So bewegten wir uns langsam, in Schleichfahrt auf das Ortszentrum in Anina zu. Diese Fahrt führte uns auch sehr deutlich vor Augen, welche Ausdehnung dieser Ort besaß, der ja eigentlich noch nicht sonderlich lange bestand und wie schnell diese Bergarbeitersiedlung gewachsen war um nun, nach Schlißung der Zeche langsam [singlepic id=304 w=200 float=left]wieder auszusterben. Es drängte sich uns fast schon der Vergleich mit den amerikanischen Goldgräberstädten auf.
Überall stößt man in dieser Stadt auf Zeichen der Bergmanns. Manchmal stolz präsentiert, manchesmal aber heimlich und still vor sich hin modernd.

Mittags stärkten wir uns bei Izvernari Ghita in seiner gemütlichen Pizzeria, wo wir auch sofort wieder erkannt wurden. Ghitas Vater war der erste offizielle Fotograf am Ort und so finden sich in seiner Pizzeria viele interessante Fotodokumente auf früheren Zeiten. Im Laufe des Gesprächs gesellte sich Beni hinzu und wir erfuhren, dass Ghita und Beni dabei sind, einen Raum herzurichten, in dem Beni die Familientradition fortführen und ein Fotostudio einrichten will.
Er war dann auch sofort Feuer und Flamme und wollte uns auf unserer weiteren Fototour unbedingt begleiten. [singlepic id=306 w=200 float=right]Da wir sowieso noch einige Orte suchten, ließen wir uns gerne von Beni führen, der uns an einige schöne Plätze lotste, teilweise über Wege, die so schlecht waren, dass wir irgendwann beschlossen, das Auto stehen zu lassen um nicht irgendwelche Schäden zu riskieren.

[singlepic id=305 w=320 h=240 float=left]Mit dieser Führung lernten wir abenteuerliche und malerische Plätze kennen, Abraumhalden in denen sich Wasser sammelte und die ein prächtiges Farbenspiel boten oder auch das ehemalige Fuhrparkgelände, auf dem die Gruben und Baustellenfahrzeuge geparkt und gewartet wurden. Die Größe dieses Garagenhofes lässt erahnen, was hier früher einaml für ein Betrieb geherrscht haben muss.

Mit einer kleinen Wanderung in nun strahlender Sonne endete der Tag und schenkte uns noch einen Abschiedsblick über die weite Landschaft der Südkarpaten, beleuchtet vom nun aufgegangenen Vollmond.

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Okt 172013
 

Ein weiteres Mal machten wir uns auf, in das weitgehend unbekannte Rumänien, um neue Bilder der Stadt Anina / Steierdorf aufzunehmen. Diesmal hatten wir mit den Erfahrungen unserer letzten Tour eine Liste mit Locations erstellt, die wir unbedingt nochmals besuchen und fotografieren wollten. Leider waren uns von der ersten Rumänienreise auch die rumänischen Straßen sehr im Gedächtnis geblieben. Eigentlich sind die ungarischen Autobahnen ja sehr gut ausgebaut, aber die Großbaustelle rings um Budapest hatte sich uns negativ eingeprägt. Was also tun – fliegen? Mit unserer großen Fotoausrüstung eigentlich auch keine gute Idee. Nach und nach fanden wir uns mit dem Gedanken ab, wieder 2 lange Tage auf den Straßen zu verbringen. Diesmal wollten wir die Strecke jedoch über Ljubiliana, Zagreb und Beograd in Angriff nehmen. Der Routenplaner befand beide Strecken für gleich lang und unsere Recherche mittels Webcams, Reiseberichten und Bildern in Google-Earth machten uns Hoffnung, dass wir hier die besseren Straßen vor uns haben würden.
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Sehr früh am Morgen des Abreisetages trafen wir uns, das Gepäck wurde eingeladen, Plaketten für Österreich, Slowenien sowie diverse Mautgebühren waren schon über den ADAC gekauft und so ging es los auf die Autobahn Richtung Süden. Noch ein letzter Tankstopp an der Rastanlage Irschenberg, dann ging es bei Salzburg über die Grenze und sehr schnell hatten wir unsere Kilometer bis zum nächsten Rastplatz abgespult. Da unser Auto mit Autogas fährt, waren wir sehr darauf bedacht in Österreich die ausgewählten Tankstellen nicht zu versäumen.

Vorbei an wunderschöner Landschaft ging es weiter [singlepic id=290 w=320 h=240 float=left]über Villach, zu Füßen der majestätischen Ruine Landskron und schließlich durch den Karawankentunnel nach Slowenien. Die Slowenischen Autobahnen waren die erste Überraschung der Reise: So gut ausgebaute und saubere Autobahnen in idyllischer Landschaft sucht man in weiten Teilen Europas vergebens. Fast war man versucht, die Reise abzubrechen und hier schon auf Fototour zu gehen – aber wir hatten ein Ziel und so überquerten wir bald die Grenze nach Kroatien, wo die Autobahn zwar immer noch gut, aber nicht mehr ganz so komfortabel wie in Slowenien war. Auffällig war das gut ausgebaute Netz an sauberen Raststätten, die größtenteils auch das für uns wichtige Gas im Sortiment hatten, so dass wir bald aufhören konnten, besorgt die ausgewählten Tankpunkte der Tourenplanung zu suchen. Das nächste Land auf der Strecke war schließlich Serbien. Von diesem Land hatten wir die wildesten Gerüchte gehört, sogar das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor langen Wartezeiten an den Grenzen. Wir wurden positiv überrascht. Nach einer kurzen Frage ob wir etwas zu verzollen hätten wurden wir schnell abgefertigt und befanden uns bald darauf kurz vor Beograd / Belgrad. [singlepic id=293 w=320 h=240 float=right]

Es war nun zu merken, dass wir uns sehr weit im Osten befanden – die Schilder waren mehr und mehr zweisprachig, in kyrillisch und unserer gewohnten europäischen Schrift beschriftet. Bei Anbruch der Abenddämmerung erreichten wir Belgrad und waren überrascht von dieser Metropole. Die beleuchtete Savebrücke über die Ada Ciganlija (serbisch Мост преко Аде Циганлије/Most preko Ade Ciganlije) bot einen beeindruckenden Anblick! Vermutlich hatte uns dieser dann auch so abgelenkt, dass wir den Zeitpunkt, die Autobahn zu verlassen, verpassten. Nachdem uns klar geworden war, dass wir unmöglich wieder zur berechneten Route zurückfinden würden, zogen wir die Karten, die wir in weiser Voraussicht neu gekauft hatten zu Rate. Zwischen uns und unserer geplanten Strecke lag nun die Donau, die sich in Belgrad mit der Sava zu einem gigantischen Strom vereint hatte. Brücken waren da eher selten doch bei Smederevo sollten wir über Kovin wieder auf unsere ursprüngliche Strecke zurück gelangen können.

[singlepic id=292 w=320 h=240 float=left]Die Autobahn zog sich mit einem Mal schier endlos hin, bis wir unsere Abfahrt erreichten. Die serbischen Landstraßen sind zwar in bedeutend besserem Zustand wie ihre rumänischen Pendants, aber im Dunklen, mit einer Karte in viel zu großem Maßstab wurde die Rückkehr zur Route zu einem kleinen Abenteuer. Immerhin konnten wir uns überzeugen, dass die serbischen Städte keinesfalls einsam waren. Es war Sonntagabend und überall sah man fröhliche Menschen durch die Straßen der Stadt Smederevo, die immerhin Hauptstadt des Bezirks Podunavlje ist und ca. 110.000 Einwohner hat. Auch diese Stadt hätten wir gerne noch mehr erkundet, doch unser Zeitplan war schon für Rumänien knapp kalkuliert. Vorbei an der beeindruckenden Festung erreichten wir die Donaubrücke und damit auch das Dörfchen Kovin wo wir zu unserer großen Erleichterung wieder auf die Staatsstraße 115 gelangten, die uns über Bela Crkva, auf Deutsch Weißkirchen an die Grenze zwischen Rumänien und Serbien heranführte. Inzwischen war es spät nachts und der Grenzübergang fast menschenleer. Nachdem wir nach unserem Ziel befragt wurden durften wir passieren und befanden uns noch ca. 50Kilometer davon entfernt.

Die Strecke von Oravita hinauf in das Semenic-Gebirge kam uns schon fast bekannt vor und nach einem kurzen Abstecher, der uns der Beschilderung folgend auf einen Feldweg führte erreichten wir schließlich über die nun erwartungsgemäß grottenschlechten Straßen das Häuschen unseres Gastgebers Manfred, dem wir somit 10 Minuten vor Mitternacht noch rechtzeitig zu seinem Geburtstag gratulieren konnten.
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Jun 212013
 

Rumänien_IMG_4053Ich hatte schon öfter von den Seen in der Umgebung gehört und wollte unbedingt eines diese Gewässer besuchen. Manfred schlug uns den Buhui vor und da wir uns sowieso nicht auskannten, waren wir sofort einverstanden.

Für die Fahrt mussten wir unser Gefährt wechseln und so lud uns Titus in seinen Geländewagen, einen Puch der uns sehr an einen Mercedes erinnerte und anscheinend aus Armeebeständen stammte. Unterwegs kamen wir an einer Bergkuppe vorbei, auf deren Gipfel mehrere riesige Wohnblöcke dem Zerfall preisgegeben sind. Hierher sollten einmal die Bewohner von Steierdorf und Anina ausgesiedelt werden, als die damalige Regierung plante, den Ölschiefer aus den Bergen zur Stromgewinnung zu verbrennen. Dieses Kraftwerk hätte soviel Abgase erzeugt, dass das eigentliche Steierdorf unbewohnbar geworden wäre. Für die Ölschiefer-Verbrennung wurde ein Teil Steierdorfs komplett abgerissen. Funktioniert hat das Kraftwerk nicht, aber die Neubausiedlung auf dem Berg war schon fast fertig gebaut. Dass man später bemerkte, dass es an diesem Ort kein Wasser gibt ist nur eine kleine Randnotiz dieses Projektes, das ein Musterbeispiel an Fehlplanung des damaligen Ceausescuregimes darstellt.
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Die „Straße“ über die wir fuhren beanspruchte die Geländegängigkeit unseres Fahrzeugs voll – bei uns würde man so etwas wohl als Klettersteig bezeichnen, trotzdem begegneten uns immer wieder Mopeds, Roller und auch ganz normale Autos (deren Besitzer aber gerade verzweifelt seine Hinterachse besah). Der Weg führte durch gebirgigen Hochwald, entlang des Buhui-Flusses durch riesige Buchenwälder mit teilweise gewaltigen Stämmen. In langsamer Fahrt geht es vorbei an der Buhui-Höhle, die uns durchaus auch interessieren würde, wenn wir nur mehr Zeit hätten. Als wir vorbeifahren, entsteigen der Höhle gerade einige Personen mit Höhlenausrüstung. Durch diese Höhle gelangt Wasser aus dem Fluss über einen unterirdischen Kanal in einen riesigen unterirdischen See, der Anina mit Wasser versorgt. Diese Höhle ist nur eine, der zahlreichen Höhlen im gesamten Semenic-Gebirge. Kurzzeitig sind auch Gleise der alten verlassenen Schmalspurbahn zu sehen, mit der in früheren Zeiten das Holz aus dem Wald befördert wird. Manfred erzählt von alten Stahlbrücken, überwucherten Gleisen und verlassenen Tunnels und wir ahnen, dass die 2 Tage bei weitem nicht ausreichen um auch nur einen Teil dieser Gegend kennen zu lernen.
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Endlich erreichen wir den Lacul Buhui mit seinem überraschend modernen Landhaus, das auch für Gruppen vermietet wird. An diesem Wochenende findet dort anscheinend eine Geburtstagsparty statt und so herrscht reger Verkehr am See. Der Buhui-Stausee ist einer der ältesten Stauseen in Rumänien und wurde – wie könnte es anders sein – aufgestaut um für die Bergwerke das dringend benötigte Wasser zu speichern.


Rumänien_IMG_4057.Rumänien_IMG_4068.Rumänien_IMG_4088

Fast könnte man meinen in Kanada zu sein und der Anblick im Herbst muss sich wahrscheinlich noch umwerfender als der Indian Summer darstellen. Wir wandern über die Staumauer, freuen uns über die Natur und genießen den Ausblick. Schade, dass es noch zu kalt zum Schwimmen ist.
Rumänien_IMG_4062-2Auch hier fehlen die allgegenwärtigen streunenden Hunde nicht, zwar sind sie uns gegenüber recht friedlich, aber im Gebüsch sehe ich weitere Streuner, die mich fatal an Rottweiler erinnern. Ob die wohl auch noch so friedlich wären, wenn sie einem einsamen Wanderer begegnen? Ich beschliesse für mich, dass ich das nicht austesten möchte.
Auf dem Rückweg machen wir noch an einem Forsthaus halt, in welchem früher noch die Bergmänner rauschende Feste feierten, wie uns Manfred erzählte. Dann wurde das Gelände an einen reichen Industriellen verkauft, ein Tatbestand, der die Einheimischen sichtlich verärgert.
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Nach diesem Marathon-Tag sinken wir abends schlagmüde auf unser Matratzenlager. Die Heimfahrt liegt vor uns und nach der endlosen Anreise haben wir ziemlichen Respekt vor der Strecke.

Am Sonntag geht es dann heimwärts. Gut dass wir uns bei der Fahrerei abwechseln können. Die Strecke durch den Wald nach Oravita ist erstaunlich gut ausgebaut und aufgrund der frühen Stunde wenig befahren. Erst als wir die Ebene erreichen, trifft uns wieder die volle Härte des rumänischen Verkehrsnetzes. Nach 300Kilometern erreichen wir die Grenze nach Ungarn und fühlen uns, als wir bei Szeged die neu erbaute Autobahn erreichen, schon fast wie zu Hause. Nach 2 sonnigen Tagen in den Karpaten holt uns bei Wien der Regen ein. Wir blicken durch die wedelnden Scheibenwischer auf die nasse Straße und sind uns einig: Wir kommen wieder!
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Jun 162013
 

Nachtaufnahmen…

Rumänien_IMG_3782Unser erster Abend in Steierdorf; Wir waren fasziniert von den Lichtstimmungen, die der Sonnenuntergang mit sich brachte. Nach einem kleinen Rundgang in Steierdorf, bei dem langsam die Dämmerung hereinbrach, wurde es Zeit für Nachtaufnahmen. Wir rüsteten uns mit Stativen und Fernaufnahmen und wieder ging es ins Dorf, zuerst nach Anina, später noch in Steierdorf.
Schon am Abend in der Nacht am Morgen unserer Ankunft war uns der beleuchteteTurm der Kompressoranlage aufgefallen. Leider ließ die Gitterkonstruktion der Aussichtsplattform keinen sicheren Stand für unsere Stative und auch keinen guten Blick auf die Eisenkonstruktion zu, trotzdem war der Blick über die kleine Stadt im Schatten der Berge faszinierend. Nach kurzer Fotopause zogen wir weiter, auf der Suche nach lohnenden Zielen.Rumänien_IMG_3790
Die neu erbaute koptische Kirche in Anina gab ein malerisches Fotomodel für uns ab und wir versuchten den Anblick aus verschiedenen Blickwinkeln einzufangen. An dieser Stelle befand sich früher der Eingang zu einem Bergwerksschacht. Heute sollen tief in der Erde immer noch Kohleflöze brennen, wodurch sich oft Verwerfungen und Spalten in der Straße bilden. Anscheinend boten wir mit den Kameras auf den Stativen ein ungewohntes Bild für die Vorbeifahrenden. Mehrere Autos wurden abrupt langsamer, als sie uns erblickten, einmal rief uns ein Fahrer etwas Unverständliches aus dem Fenster zu. Offenbar hielt man uns für eine Radarfalle…


Rumänien_IMG_3802.Rumänien_IMG_3810.Rumänien_IMG_3813
Zwischendurch geht es zu einem Imbiss in eine Pizzeria bei Izvernari Ghita. Er erweist sich als interessierter Hobbyfotograf, der interessiert unsere Kameras untersucht und uns eine kleine Auswahl seiner Bildersammlung vorführt. Als beeindruckend empfinde ich, dass er in seinem gemütlichen Lokal im Zentrum Aninas keine alkoholischen Getränke anbietet, dafür eine moderne Saftpresse angeschafft hat und hervorragenden, frisch gepressten Orangesaft ausschenkt. Auch verschiedene alte Fotografieen stellt er in seinem gemütlichen Lokal aus, die wir uns interessiert ansehen.
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Als eines der ersten Gebäude errichteten die gläubigen Steierdorfer im Jahr 1774 eine hölzerne Kirche, die später durch einen steinernen Neubau ersetzt und im Jahr 1873 der „Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ geweiht wurde. Gleich gegenüber liegt eines der vielen Kulturhäuser der Stadt. Auch heute ist die Kirche eines der Zentren der Ansiedlung, auf deren sonnengewärmten Stufen sich in der wärmeren Jahreszeit gerne die Jugendlichen des Orts abends versammeln.
Einigen dieser Jugendlichen begegneten wir auch bei unseren Nachtaufnahmen und einer davon rief uns auch einige Worte im Vorbeigehen zu, die wir ganz richtig als Gruß interpretierten.
Manfred unser Gastgeber klärte uns später auf, was dieser Jugendliche uns sagen wollte: Die Worte „Sarut-mana“ bedeuten auf Deutsch so viel wie „Küss die Hand“ – eine, in früheren Zeiten gebräuchlicher und respektvoller Gruß gegenüber älteren Menschen…
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Mai 202013
 

Von Steierdorf, Anina und Ruinen.

Rumänien_IMG_3801Am ersten Tag unseres Aufenthaltes in Steierdorf erhielten wir ein ausführliche Führung und einen Überblick über die Geschichte der Ansiedlung. Manfred hatte schon vieles organisiert und vorbereitet, so dass uns nach einem umfangreichen Frühstück mit banater Spezialitäten eine Führung bevorstand
Wir hatten es ja eigentlich auf die Industrieruinen abgesehen, aber auch darumherum hat Anina – Steierdorf einiges zu bieten. Mindestens 4 Kirchen sind uns aufgefallen und mehrere Kulturhäuser zeugen davon, dass vor Schließung der Mine im Jahr 2006 in Steierdorf einiges geboten war. So wurde in Steierdorf schon kurz nach Beginn des 20 Jahrhunderts, im Jahr 1914 die elektrische Beleuchtung eingeführt.

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Alles drehte sich hier um die Montanindustrie und mit Schliessung der Kohlebergwerkes nach einem Grubenunglück brach in der Stadt vieles zusammen. Zeugen der Blütezeit verfallen mehr und mehr, wie z.B. das Bitumenwerk, das einem Brand zum Opfer fiel oder die Energiezentrale, die seither unbenutzt steht. Die Energiezentrale wurde vor einiger Zeit verkauft, wie sie weiter genutzt werden soll ist noch unbekannt. Immerhin wird das Gelände von einer Securitymannschaft geschützt, bei der wohl auch einige der vielen Hunde eine Anstellung fanden. Christian kennt die Leute natürlich und so stellt das kein großes Hindernis für uns dar.

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Die gewaltige Ruine der Zeche 1 ragt über dem Areal auf, an dem sich noch die Reste der Schraubenfabrik und der große leere Platz befinden wo einst das Stahlwerk, vor seiner Verlegung nach Resita stand. Unglaublich, dass hier noch vor 7 Jahren alles in Betrieb gewesen sein soll.
Während uns Christian durch die Reste der Kohleförderanlagen führt ertönt mit einem Mal eine Blaskapelle. „Näher mein Gott zu dir…“ spielen sie. Eine Beerdigung und mich beschleicht ein komisches Gefühl hier durch die Reste einer Einrichtung zu klettern, die mit ihrem Niedergang den Untergang einer ganzen Stadt nach sich zieht.


Leider habe ich vergessen, den Autofocus abzuschalten – ich war doch gar nicht auf Filmen, bzw. Tonaufnahmen eingestellt…