Mai 212014
 

Schon länger ist mir auf meiner morgendlichen Gassi-Runde durch den Wald die Spechthöhle an einem abgestorbenen Baumteil aufgefallen. Dieses Jahr nun konnte ich rege Tätigkeit um den Baum herum erkennen. Er lag ideal auf der anderen Seite des Baches, zu Fuß nur schwer erreichbar, aber vom Wanderweg aus bequem einsehbar.
Gassibilder_IMG_5873Zwei Buntspechte machten sich an der Höhle zu schaffen, ab und zu verschwand einer darin – kein Zweifel, hier wurde Brutvorbereitung betrieben.
Einige Tage später dann war zu erkennen, dass beide Elterntiere mit Futter im Schnabel in der Höhle verschwanden, der Nachwuch war geschlüpft. Ganz leise konnte man vom Beobachtungsposten am Wegrand ein leises Piepen hören. Die darauffolgenden Tage waren geprägt von emsiger Futtersuche der Elterntiere. Das Gefiepe aus der Bruthöhle wurde lauter, sobald einer der erwachsenen Spechte am Baum landete und war bald schon von Weitem zu hören. Eines Tages bemerkte ich, dass die Großen nicht mehr in den Baum schlüpften zum Füttern, sondern aussen sitzen blieben und nur noch den Schnabel herausstreckten. In den folgenden Tagen wurden die Jungspechte immer kecker bis wir letzte Woche sehen konnten, wie die kleinen wartend aus der Höhle spähten und auf den Futternachschub mit lautem Geschrei warteten. Es konnte nicht mehr lange sein, bis zum Ausfliegen und ich hoffte, ein Bild der jungen Buntspechte ausserhalb des Nestes zu erwischen.
Inzwischen waren natürlich auch mehrere Wanderer auf meinen Beobachtungsposten aufmerksam geworden, ich konnte Bilder die ich mit dem Teleobjektives aufnahm am Kameradisplay zeigen und eine Frau erzählte mir auch, dass sie nun selbst viel mehr auf die Vögel in den Bäumen achtete. Wanderer brachten Ihre Kinder mit um ihnen das kleine Naturwunder im Siebenbrunner Wald andächtig zu zeigen.Gassibilder_IMG_6308-2

Gestern ging ich voller Erwartung wieder los – am Wochenende meide ich das Gebiet eher, weil mir da zu viel Rummel ist. Schon von Weitem konnte ich das laute Brummen und Kreischen der Motorsägen hören. Voller unguter Ahnungen kam ich auf den Weg zum Spechtenheim und sah schon von Weitem einen Kleinlaster der Stadtverwaltung am Wegrand stehen. Aus dem Wald kam lautes Krachen und Splittern.
Einer der Arbeiter stand auf dem Weg und bat uns zu warten, während hinter ihm ein alter Baum fiel. Ich wies ihn auf die Baumhöhle hin, bat ihn, diesen Baum stehen zu lassen und er zog auch sofort mit seinen Arbeitern ab, aber es war wohl schon zu spät, der Schaden war schon angerichtet. Ich kann nur hoffen, dass die kleinen Spechte schon alt genug waren um zusammen mit Ihren Eltern die Flucht ergreifen zu können, während links und rechts von ihrem Wohnbaum die benachbarten Bäume fielen.

Heute morgen war Ruhe am Spechtenbaum. Kein Gepiepe, keine Elterntiere und rings um das ehemalige Buntspechtheim gefällte Baumstämme.

Ich kann durchaus verstehen, dass Pflegemaßnahmen im Wald notwendig sind, oft genug habe ich nach einem Sturm riesige abgebrochene Äste auf den Wegen liegen sehen, aber muss das unbedingt jetzt im Frühjahr sein? Kindern bringt man bei, nicht abseits der Wege zu springen, Hundebesitzer werden angehalten ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen, Gartenbesitzer sollen im Frühjahr auf den Heckenschnitt verzichten um die Kinderstube der Tiere zu dieser Zeit nicht zu stören. Angesichts gestiegener Holzpreise gilt das anscheinend nicht für Kettensägen und der Waldarbeiter, der neben Stammumfang, Verwertbarkeit und Fallschneise der Bäume auch den allgemeinen Blick für die Natur hat, ist wohl für die Stadt zu teuer geworden und mir geht seit heute Morgen das Lied von Gänsehaut nicht mehr aus dem Kopf…

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Apr 102014
 

Calvendo – Was ist das? 2012 ging Calvendo als weitere Selfepublishing-Plattform an den Markt. Calvendo verspricht: „Mit CALVENDO können Sie individuelle Wandkalender und Posterbücher mit Ihren eigenen Fotos, Grafiken und Texten nicht nur mit anderen teilen und veröffentlichen, sondern auch über den internationalen Buchhandel verkaufen. Einfach. Online. Profitabel. Jetzt starten!“

Klingt prima dachte ich und eröffnete gleich einen kostenlosen Account, nachdem meine, im Bekanntenkreis verschenkten Kalender immer gerne angenommen wurden.
Der Online-Editor ist leicht zu verstehen und erlaubt es schnell und übersichtlich den eigenen Kalender zusammen zu klicken. Schwieriger wird es dann schon aus meinen, derzeit fast 50000 Fotos geeignete Kandidaten für ein Kalenderthema zu finden. Doch nachdem ich meistens mindestens 10 mal soviele Ideen habe, als ich bestenfalls asuführen könnte, waren mit Hilfe von Lightroom bald erste Kandidaten gefunden. Der erste Kalenderversuch hatte das Thema: Naturlandschaften rund um Augsburg und ich hatte meine 13 besten Bilder ausgesucht und hochgeladen.
Nachdem auch die Tücken der Indexblatterstellung und Verschlagwortung überwunden waren, konnte das Projekt zur Freigabe durch Calvendo abgeschickt werden. Freigabe? Moment, davon stand ja gar nichts auf der Startseite? Aber egal, es schadet sicher nichts, wenn die Profis drüberschauen, ob das so druckbar ist, immerhin soll der Kalender letztendlich im Buchhandel landen und über Online-Händler wie Amazon vertrieben werden.

Einige Tage später kam die Enttäuschung per Mail:
„vielen Dank, dass Sie Ihr Projekt zur Veröffentlichung bei CALVENDO eingereicht haben! Leider hat unsere Jury Ihr Projekt „Naturlandschaften“ nicht zur Veröffentlichung ausgewählt, und leider können Sie es auch nicht noch einmal einreichen. Für den Verkaufserfolg ist es unerlässlich, dass die Bilder eines Projektes thematisch, bildsprachlich und technisch ein durchgängig wirklich professionelles Niveau haben. Dieses Kriterium sehen wir in Ihrem Projekt leider nicht erfüllt.“

Aha, es gibt also eine Jury, der mein Kalender gefallen muss um aufgenommen zu werden und ess wird eine deutliche Linie erwartet, die wohl beim ersten Versuch nicht gefunden wurde. Gut, ich bin ein geduldiger und hartnäckiger Mensch. Nachdem ich zwischenzeitlich für Elan-Fotografie schon einen Kalender online gestellt habe, der seither bei Amazon und in einem eigenen Kalendershop erhältlich ist (und auch schon verkauft wurde) machte ich mich an das zweite Kalenderprojekt. Nach gründlicher Sichtung des Bestandes an Kalendern bei Calvendo entschied ich mich für eine Auswahl der Sardinienbilder mit dem Titel: „Sardinien, Sonne und Meer“
Nachdem ich alle in Frage kommenden Bilder nochmals sorgfältig bearbeitet und hochgeladen hatte, ging es wieder an das Zusammenstellen im Editor. Die Tücken der Verschlagwortung und des Titelbildes waren mir nun schon vertraut, verunsichert war ich nur über die Bildqualität, die das Vorschau – PDF bot. Nachdem aber die Fotos bei mir am Monitor einwandfrei waren, rechnete ich das teilweise sehr pixelige Bild im PDF der Komprimierung zu. Hochgeladen und abgeschickt erwartete ich frohgemut die Mail von Calvendo. Eine einheitliche thematische Linie war mir diesmal gelungen fand ich.
2 Tage später die niederschmetternde Mail:
„Leider hat unsere Jury Ihr Projekt „Sardinien, Sonne und Meer“ nicht zur Veröffentlichung ausgewählt, und leider können Sie es auch nicht noch einmal einreichen. Für den Verkaufserfolg ist es unerlässlich, dass die Bilder eines Projektes qualitativ, bildsprachlich und technisch ein durchgängig wirklich professionelles Niveau haben. Dieses Kriterium sehen wir in Ihrem Projekt leider nicht erfüllt.“
Das war hart: Meine Bilder entsprechen qualitativ, bildsprachlich und technisch nicht proffesionellen Ansprüchen. Ein schwerer Schlag für mein fotografisches Ego, an dem ich immer noch knabbere.

Aller Guten Dinge sind 3 und ich entschloss mich zu einem weiteren Projekt, mit meinem derzeitigen Lieblingsthema, den Tieren. Ungezählte „Gassibilder“ wurden gesichtet, ausgewählt, wieder verworfen, neu bearbeitet um auch farb- und lichttechnisch zusammen zu passen. Schliesslich erstellte ich das Kalenderprojekt: „Heimische Tierwelt in der Siebenbrunner Au“ und reichte es mit schon gemischten Gefühlen ein.

Banges Warten auf die Calvendo-Mail, die schon einen Tag später im Posteingang lag:
„Leider hat unsere Jury Ihr Projekt „Heimische Tierwelt in der Siebenbrunner Au“ nicht zur Veröffentlichung ausgewählt, und leider können Sie es auch nicht noch einmal einreichen. Leider gibt es in der Machart bzw. zum Thema Ihres Projekts schon sehr viele CALVENDO-Produkte, und wir können dazu erst einmal keine weiteren Projekte zur Veröffentlichung annehmen.“

Dass ich kein berühmter Profi-Fotograf bin, weiss ich, doch bildete ich mir bisher ein, zumindesten unter 100 Bildern auch ein annehmbares Werk zu produzieren. Woran mag das also gelegen haben? Weil ich „Privat-Knipser“ bin? Allenfalls lasse ich gelten: „…Leider gibt es in der Machart bzw. zum Thema Ihres Projekts schon sehr viele CALVENDO-Produkte…“ Also neue Ideen? Nun, an Ideen mangelt es mir nicht. Nachdem ich mich durch die verschiedenen Angebote bei Calvendo geklickt hatte, kam mir jedoch noch ein weiterer Verdacht: Sehr viele Autoren waren, oder gaben sich zumindestens dem Namen nach den Anschein- Profi Fotografen.

Um mich nicht weiter zu demotivieren, löschte ich meinen Account bei Calvendo erst einmal und verschob meine „Karriere als Fotokalenderautor“ auf unbestimmte Zeit.

Apr 092014
 

Anfang März haben wir ihn das Erste Mal gesichtet, „unseren“ Biber. Nachdem die Spuren seiner nächtlichen Tätigkeiten schon lange an den Bäumen sichtbar waren, haben wir das erste Mal einen der Urheber zu untypischer Zeit morgens im Bach gesehen. Es scheint sich um ein Jungtier zu handeln, wahrscheinlich der Nachwuchs aus der Biberburg am Biberpfad, der nun das heimatliche Nest verlässt und selbstständig wird.


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Ende April war dann die zweite Begegnung, wieder in den frühen Morgenstunden. Ich weiss nicht, was ihn dazu bewegt zu so untypischer Zeit unterwegs zu sein, es scheint ihm jedoch nicht gut zu bekommen. Diesmal erkenne ich in der Vergrößerung eine deutliche Wunde an der Schnautze. Vermutlich wird er das gut überleben, ich bin trotzdem gespannt darauf, ob wir uns wieder gegegnen.

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Apr 072014
 

Im nebligen November hatte ich die Nase voll von Winter und, da im Büro die Urlaubsplanungen begonnen hatten kurzerhand für Mitte März eine Woche Teneriffa gebucht. Der Flug mit Ryanair war günstig wie immer und von unserem Lieblingsflughafen Memmingen bequem zu erreichen.Teneriffa_IMG_2085
Nach 5 Stunden Flug, übrigens der längste Flug, den ich bisher hatte, tauchte die Insel vor uns aus den Wolken auf. Ich hatte einen Fensterplatz und konnte den Anblick voll genießen. Es erstaunt mich immer wieder, dass ich so eine Reise als anstrengend empfinde, wo ich doch eigentlich die ganze Zeit nur sitze, jedenfalls war ich bei der Ankunft am Flughafen ziemlich gestresst, als ich bemerkte, dass die Mietwagenfirma bei den Schaltern nicht auffindbar war. Dabei war ich doch überzeugt, alles im Vorneherein schon richtig geregelt zu haben. Also nochmals den Voucher studiert und richtig – da stand etwas, dass sich die Orlando Autovermietung nicht im Flughafengebäude befindet. Ein sehr freundlicher Flughafenmitarbeiter machte uns dann klar, dass der Orlando-Mitarbeiter mit einem Schild vor dem Flughafen warten sollte. Aber da war niemand zu finden. Also, Handy rausgekramt und die Nummer angerufen; Natürlich nur ein Anrufbeantworter. Irgendwann bemerkte ich dann, dass ich unsere Ankunft auf 20Uhr angegeben hatte, durch die Zeitverschiebung waren wir nun 1 Stunde zu früh, also hies es warten. Pünktlich zur Ortszeit kam dann ein Shuttlebus und brachte uns nach einer verwirrenden Fahrt zu unserem Mietwagen. Unser Ferienhaus, wieder über Airbnb gebucht lag ganz in der Nähe und die netten Vermieter pflückten uns schliesslich im Ort auf, brachten uns noch Käse und Wein zum Abendessen und liessen uns dann alleine.Teneriffa_IMG_2105
Am nächsten Tag schlug dann die Kaffeesucht zu und wir machten uns schleunigst auf, Vorräte einkaufen. Da die Läden dort erst 9Uhr Ortszeit öffneten, suchten wir uns schliesslich eine kleine Bar aus, wo wir uns mit Cortado und „Croissants“ wiederbelebten. Anschließen ein erster Grundeinkauf im SuperDino in San Isidro.
Danach wollten wir uns eine Bucht zum Baden suchen, der Reiseführer pries eine Bucht beim Nobelhotel „Abama“ an, die ganz in der Nähe lag und so machten wir uns am Nachmittag auf den Weg dorthin. 15 Minuten sollte es vom Parkplatz zum Strand dauern…
Wir waren länger unterwegs, das Bild verrät, warum.

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Trotzdem war der Strand ein Erlebnis, auch wenn wir für 2 Eiskaffee soviel bezahlt haben, wie sonst für ein komplettes Essen. Am nächsten Tag ging es zuerst nach Los Gigantes. Die imposanten Felsen gehören nätürlich zu einem Teneriffabesuch dazu, genauso wie der anschließende Ausflug in das Teno-Gebirge. Die bewaldeten Hänge und Täler – und auch die enge Starße nach Masca sind ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Norden der Insel bei Buanavista del Norte zeigte uns eher die kalte Schulter, so dass wir uns schnell wieder auf den Rückweg in den Süden machten. Über malerische Straßen mit einem Abstecher in das Töpferzentrum der Insel (welches aus einem Raum besteht) kehrten wir abends in unsere Unterkunft zurück.

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Für den nächsten Tag war Strandleben und Erkunden der näheren Umgebung angesagt. Wir entdeckten, dass die Gegend im „kargen“ Süden für uns einen ganz eigenen Reiz und Zauber hat. Viele rieten uns von der Gegend um den Flughafen Süd ab; „trostlose Gegend“ bekamen wir zu hören. Wir finden nicht. Die Landschaft hat einen wüstenartigen Steppencharakter. So ungefähr stelle ich mir Mexiko vor. Auch der Ort El Mèdano wirkte fast schon etwas familiär auf uns. Hier sind viele Sportler anzutreffen – kein Wunder, der Golf um den Monte Rojo ist als Surferparadies bekannt.

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Nach diesem Erholungstag machten wir uns mit vielen Erwartungen auf, den berühmten Loro-Park zu erkunden. Ich freute mich darauf, Papageien in natürlicher Umgebung zu fotografieren. Uber die Autobahn ging es zuerst nach Santa Cruz und dann in Richtung Puerto la Cruz. Die erste spannende Begegnung hatten wir dann gleich an der Zufahrt zum Loro Park. Der Preis „Abzocker der Woche“ geht übrigens an den jungen Mann, der wild gestikulierend auf die Straße sprang, immer wieder Loro Park rief und die Autofahrer auf einen Parkplatz neben einem Tenisplatz lenkte. Dort kassierte er von jedem 10Euro. Später sagen wir, dass es vor dem Park links und rechts der Straße kostelose freie Parkplätze gab. Der Parkplatz direkt am Park war halb leer und kostete dann 5 Euro. Bei unserer Rückkehr war er natürlich nicht mehr da. Er hat mit dieser Masche geschätzt 500Euro eingenommen… Immerhin bin ich um mindestens eine Erfahrung reicher geworden…
Der Park selbst war die Enttäuschung der Woche. Für zusammen 66 Euro Eintritt bekamen wir Käfig um Käfig mit traurigen Tieren zu sehen. Teilweise nicht breiter als 1 Meter waren die Papageien auf engem Raum zusammengepfercht.

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Wir sahen uns das Ganze 2 Stunden lang an und beschlossen dann, die „sagenhafte Orcashow“ und die Delfine links liegen zu lassen, verließen das Tiergefängnis, das aus uns unerklärlichen Gründen im Asiatischen Stil aufgemacht war und wendeten uns dem Ort Puerto zu. Nach einem Mittagessen an der Seepromenade und einem Bummel durch den bezaubernden Küstenort beschlossen wir entgegen anderen Ratschlägen die Straße über Orotava quer durch den Teide Nationalpark zu unserer Unterkunft zu nehmen.

Es hat sich gelohnt! Für das, was wir im Teide Krater vorgefunden haben, gibt es eigentlich nur Superlativen als Beschreibung. Die Landschaft war umwerfend, einzigartig, gigantisch. Ich denke, die Bilder sprechen für sich und erklären, warum wir Tags darauf nochmals dort hinauf mussten.
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An diesem Tag reisten wir über Villaflor an um am staatlich geführten Hotel in der Caldera de las Cañadas über die vielen angelegten Wanderwege den Nationalpark zu erkunden.

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Teneriffa_IMG_3161Auf dem Rückweg über die TF38 erreichten wir wieder Alcala, wo wir zum dritten Mal den Sonnenuntergang beobachteten. Bei einem phantastischen Abendessen im Restaurante Sauco konnte ich bequem vom Tisch aus mein Stativ aufbauen und einen farbenprächtigen Sonnenuntergang erleben.
Tags darauf stand überraschend schon unser letzter Urlaubstag an, den wir nochmals in der Gegend um El Mèdano verbrachten und den nahegelegenen Strand zum Baden im Meer nutzten. Uns wurde klar, dass eine Woche viel zu kurz für eine Gegend wie die Kanareninsel Teneriffa ist. So vieles wäre noch zu besichtigen gewesen und der Urlaubs-Erholungseffekt hatte nach den ersten Tagen gerade erst begonnen. Insgesamt hat mich die Teide-Landschaft so begeistert, dass mich die Bilder von dort dazu bewegten, einen weiteren Kalender-Versuch mit Calvendo zu starten.
Spätestens als wir am nächsten Tag dann bei 0Grad und Schneefall aus dem Flieger steigen mussten, stand deshalb für uns fest, dass dies nicht unser letzter Besuch bleiben sollte.
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Feb 272014
 

Als wir uns vor ziemlich genau 10 Jahren im Evangelischen Kinder- und Jugendzentrum um eine Erziehungsstelle beworben hatten, mussten wir uns als Familie bewerben. Schliesslich beinhaltet das Konzept „Erziehungsstelle“ ja die Vorstellung, Kindern, die nicht in der eigenen Familie aufwachsen können eine „Ersatzfamilie“ zu geben. Mit dieser Information ging ich in dieses Vorstellungsgespräch. Es sollte eine neue berufliche Perspektive für meine Frau werden, die damit nach der langen Pause und der Arbeit mit unseren eigenen Kindern wieder Anschluß an ihren Beruf als Erzieherin und eine vollwertige, sozialversicherte Arbeitsstelle bekam, was für uns ein riesiger Fortschritt war. Zwar war diese „Vollzeitstelle“ offiziell mit 40 Wochenstunden ausgeschrieben, tatsächlich bedeute es jedoch 7 x 24 Stunden, ohne Urlaub. Für mich gab es einen Vertrag als „ehrenamtlicher Mitarbeiter“ zu unterschreiben, und das bin ich auch die ganze Zeit über geblieben. Ein Aussenstehender, der zwar mitarbeiten, mitdenken, mittragen aber nicht mitreden darf.

Nachdem wir beide anfangs überall von der Einrichtung willkommen geheissen und begrüßt wurden, stellte sich für mich schnell heraus, dass das Modell der Ersatzfamilie hier eine gewaltige Lücke hat, denn während bei den eigenen Kindern Probleme in Zusammenarbeit zwischen dem betreffenden Kind und uns Eltern geregelt wurden, drängten sich in der Erziehungsstelle die verschiedensten Institutionen dazwischen.
Da waren: – meine Frau, die „zuständige Bezugserzieherin“, – die psychologische Fachberatung des Kinderheims, – die Leiterin der Erziehungsstellen, – die Heimleitung, – der Vormund, – das Jugendamt, – der leibliche Vater, – und Anfangs noch der Stiefopa, bei dem die Kinder vorher lebten. Nach allen diesen Institutionen kam eventuell noch der „ehrenamtliche Mitarbeiter“, der zwar manchmal gefragt wurde, aber keine Entscheidungsgewalt hatte.

Ehrenamtliche Mitarbeiter lädt man zur Weihnachtsfeier oder zum Betriebsausflug ein, sie dürfen Fahrdienste übernehmen, Möbel aufbauen und reparieren, sozusagen alle Hausmeisterdienste erledigen, die Gelder verwalten und regelmäßige Abrechnungen erstellen, haben jedoch -mangels erzieherischer Fachkompetenz nicht mit zu reden.
Ehrenamtliche Mitarbeiter in einer Erziehungsstelle sind weder bei der betrieblichen Supervision, noch bei den regelmäßigen Teamgesprächen erwünscht. Einmal wagte ich es, ohne Einladung zur Teamsitzung mit zu kommen, was eine Rüge der Fachberatung nach sich zog.
Damit hat also die „Familie“ unserer Erziehungsstellenkinder eine Fachfrau als „Mutter und einen ehrenamtlichen Mitarbeiter, der für die leiblichen Kinder der Familie der Vater ist, jedoch für die Erziehungsstellenkinder soetwas wie den Hausmeister darstellt. Es gab so einiges für den „Hausmeister zu tun, was neben meinem eigentlichen Beruf laufen musste. Reparaturen an den Zimmern, den Möbeln und der technischen Einrichtung. Instandhaltung des Fuhrparks, Organisieren der Urlaubsfahrten in Abstimmung mit den Wünschen der Ursprungsfamilie und natürlich immer der Kampf um die knappen Gelder, die wir regelmäßig aus eigener Tasche bezuschussten, sowie deren Abrechnung einschliesslich Belegsammlung.

Nun ist unsere Zeit als Erziehungsstelle also vorbei und aus meiner Sicht denke ich: „endlich“. Die beiden Kinder, die 9 Jahre bei uns lebten, haben eine schöne Entwicklung gemacht, sie haben viel mitbekommen, einen Schulabschluß, eine Ausbildungsstelle und nicht zuletzt auch ein kleines Sparbuch, das wir über die Zeit für die Beiden angespart haben. Nun liegt es an Ihnen, Ihr weiteres Leben zu gestalten und während meine Frau vom Kinderheim, den vielen Nebenmüttern und der Heimleitung geehrt und verabschiedet wird, geht für mich still und unbemerkt ein Lebensabschnitt als „Ehrenamtlicher Mitarbeiter“ des Evangelischen Kinder- und Jugendhilfezentrums zu Ende. Ich gebe zu, ich freue mich darüber, auch ohne eine offizielle Verabschiedung.